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Rekordverdächtiges Sparprojekt

Wenn die Berliner Bäderbetriebe eines nicht haben, ist das Geld. Doch das brauchen sie dringend, um der bereits geltenden Wärmeschutzverordnung zu entsprechen – und damit wieder Geld zu sparen. Eine Energiepartnerschaft soll Abhilfe schaffen

von HANS-CHRISTOPH STEPHAN

Sparen, sparen, sparen: Für die Berliner Bäderbetriebe (BBB) ist das nichts Neues. Seit ihrer Gründung 1996 wird regelmäßig der Etat zusammengestrichen. Für Investitionen bleibt da kein Cent übrig. Doch die sind fällig, weil in den Schwimmbädern die Anlagen für Wasseraufbereitung, Lüftungs- und Heizungstechnik zu alt sind, um der im kommenden Jahr zu erwartenden Wasserverordnung sowie der bereits geltenden Wärmeschutzverordnung zu entsprechen.

Da kommt die einzigartige Idee des Energiespar-Contractings gerade recht. Mit der Berliner Energieagentur und der Firma Landis & Staefa/Siemens Building Technologies haben die BBB zwei Partner gefunden, die ihre Probleme lösen. Denn diese Art der Partnerschaft kostet die Bäderbetriebe keinen Cent, im Gegenteil, sie bekommen noch was raus.

Das europaweit einzigartige Projekt funktioniert so: Die Energieagentur übernahm für den Auftraggeber BBB das Management, fasste die elf Hallenbäder mit den höchsten Betriebskosten zusammen und schrieb das Energiesparvorhaben öffentlich aus. Den Zuschlag erhielt Landis & Staefa. Der Energiedienstleister bringt nun Know-how und finanzielle Mittel ein, um energieintensive Schwimmbäder umweltfreundlich zu machen. „Dabei wird nach uneffizientem Energieverbrauch gesucht, alte Heizanlagen, Filter, Lüfter, Pumpen werden ausgetauscht, die Beleuchtung optimiert sowie der Wärme- und Wasserkreislauf mit neuester Technik effizienter gestaltet“, erklärt Bernhard Neumann von Landis & Staefa. Kurz: Überflüssig verbrauchte Energie in Form von Strom, Gas und Fernwärme wird an allen Ecken und Enden zusammengezogen, eben: kontrahiert. Der Contractor garantiert der BBB vertraglich eine Mindesteinsparung von 33,5 Prozent. „Damit erreichen wir, verglichen mit anderen Energiepartnerschaften, einen Einsparrekord“, sagt der Geschäftsführer der Berliner Energieagentur, Michael Geißler.

Der Energiedienstleister bezahlt die Investitionen von knapp acht Millionen Euro und refinanziert sich über die Einspargarantie. Innerhalb der vereinbarten Vertragslaufzeit von zehn Jahren erhält Landis & Staefa 80 Prozent der Einsparsumme von 1.633.946 Euro pro Jahr, die BBB behalten den Rest. Ist die Frist abgelaufen, hat sich das Geschäft für den Contractor ausgezahlt, die Bäderbetriebe haben 326.798 Euro pro Jahr Energiekosten gespart und dürfen dann die neue Technik sowie die gesamte jährliche Einsparsumme behalten.

„Wir sind über dieses Projekt sehr froh“, sagt BBB-Sprecher Hans- Joachim Munte, „denn wir hätten selbst die fällige Mindestinvestition von etwa vier Millionen Euro nur durch weitere Bäderschließungen und Tariferhöhungen realisieren können.“

Das erste Bad am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel ist diese Woche saniert worden. Die anderen Hallen sind in der Sommerpause an der Reihe. Der umweltpolitische Effekt liegt in der Verringerung der Kohlendioxidemission um etwa 5.000 Tonnen pro Jahr, was dem Verbrauch von 200 Haushalten entspricht.

Die Erschließung von Einsparpotenzialen im Interesse des Klimaschutzes sowie die Entwicklung von Strategien und Konzepten zur Verbrauchsreduzierung und Kostensenkung sind der Daseinsgrund der Berliner Energieagentur, die 1992 durch Initiative des Abgeordnetenhauses gegründet wurde. Seit 1996 organisierte sie zehn Energiepartnerschaften, die insgesamt eine Einsparung von 100.000 Tonnen Kohlendioxid erbracht haben. So wurden bereits das Berliner Hubertus-Krankenhaus und das Krankenhaus Waldfriede vom BUND für die mit der Energieagentur realisierten Einsparungsmaßnahmen ausgezeichnet.

„Entscheidend bei den Partnerschaften ist der standardisierte Energiesparvertrag, der dem Dienstleister nur dann die Vergütung seiner Leistungen zusichert, wenn die vereinbarten Einsparungen erreicht werden“, sagt Agentursprecherin Andrea Köhnen. Die Laufzeit richtet sich nach der Aufteilung des Einsparkuchens zwischen Auftraggeber und Energiedienstleister. Je größer das Stück für den Investor, desto früher verlässt er den Kaffeetisch.

Berlin hat bei dieser Form der Energiepartnerschaften eine Vorreiterrolle, was allerdings nicht verwundert, wenn man die katastrophale Haushaltslage betrachtet, die zu derartigen Lösungen zwingt. Not macht eben erfinderisch.

Für die BBB ist das Energie-Contracting indes nur ein kleiner Beitrag, um mit den mageren Zuschüssen fertig zu werden. Den Löwenanteil schultern die Badefans, weil sie tiefer in den Geldbeutel greifen und zwei Kieze weiter radeln müssen, um abzutauchen.

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