: Sonderspuren für Olympia
Hamburger PLanung für Spiele 2012 vorgestellt: Zentrum in der Hafencity, aber kein Konzept für Verkehr und Städtebau ■ von Gernot Knödler
Früher als geplant und damit vor allen anderen deutschen Bewerberinnen hat Hamburg gestern das Konzept für die Olympischen Spiele 2012 vorgestellt. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) präsentierte einen Plan, der sich „harmonisch“ in die Stadt einfügen soll. Die städtebauliche Entwicklung wird auf die Spiele zugeschnitten und gleichzeitig beschleunigt. Was fehlte, waren Aussagen zum Umgang mit angrenzenden Wohnquartieren und ein Verkehrskonzept.
Kernpunkt des Plans ist die Nutzung des östlichen Teils der künftigen Hafencity für das Olympische Dorf. Auf dem Kleinen Grasbrook direkt gegenüber sollen ein Olympia-Stadion, eine Olympia-Halle und das Schwimm-Stadion gebaut werden. 90 Prozent der Endkämpfe sind innerhalb eines Radius von zehn Kilometern um dieses Olympia-Zentrum vorgesehen.
Alle Sportstätten sollen zum Teil mit provisorischen Tribünen versehen werden, die nach den Spielen wieder abgebaut werden können. Das gilt für die drei zentralen Stadien, denen die Tribünen lediglich untergeschoben werden, ebenso wie für die Regatta-Strecke auf der Dove Elbe, wo vor dem Naturschutzgebiet Reit 20.000 Plätze auf Pontons gesetzt werden sollen. Gegenüber am Eichbaumsee plant der Senat einen 20 Meter hohen, grünen Hügel für Wildwasserfahrten. Das Reitstadion für 25.000 Menschen in Klein Flottbek soll maßgeschneidert zwischen die bis zu 300 Jahre alten Bäume gesetzt werden.
Der größte Teil der normalen Veranstaltungsbesucher wird von außerhalb anreisen müssen. Die Autofahrer soll ein Verkehrsleitsystem nach dem Vorbild der Expo vor der Stadt abfangen und auf Park&Ride-Plätze leiten. Die Kapazität des Flughafens sei durch den laufenden Ausbau und organisatorische Verbesserungen auf 75.000 Passagiere am Tag zu steigern, versicherte Oberbaudirektor Jörn Walter. Zurzeit fertigt der Airport höchstens 30.000 Passagiere ab.
Für die 45.000 Athleten, Trainer, Funktionäre und Journalisten will der Senat ein „Olympic Special Transport-System“ einrichten: Sie werden auf Sonderspuren durch die teilweise verkehrsberuhigte Stadt gekarrt. Für die täglich erwarteten 500.000 Besucher sollen die Takte der Bahnen verdichtet und zudem eine S-Bahnstation auf den Elbbrücken eingerichtet werden.
Die Gutachten für ein Schnellbahnsystem durch die Hafencity bis möglicherweise auf den Kleinen Grasbrook liegen nach Auskunft von Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) vor. Ursprünglich hatte sich der Senat bis spätes-tens Mai für ein System entscheiden wollen. Jetzt soll es bis zum Herbst dauern.
Horst Meyer, Chef der Hamburger Olympia-Gesellschaft, schätzt, dass die Organisation der Spiele und der Bau der Wettkampfstätten höchstens 1,87 Milliarden Euro kosten werden. Dazu kämen rund 970 Millionen Euro für die Infrastruktur.
Die GAL bemängelte, das Konzept habe zu wenig die Zukunft der Veddel und Wilhelmsburgs im Auge. Es sende keine umweltpolitischen Signale aus und das Verkehrskonzept weise Lücken auf.
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