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Das Straßenbild

Die mitfühlende Reklamerezension. Heute: Die Geschichte vom platt gemachten Turnschuh.

Er sieht doch eigentlich gar nicht übel aus. Die Lasche, na gut, die Schnürsenkel, na ja. Aber insgesamt eine passable Mischung aus Sneaker, Trainer, Lauf- und Straßenschuh. Einer für alles eben. Einer, zu dem einem Werbekreativen doch etwas hätte einfallen müssen. Was wir hier aber sehen, ist der klassische Fall eines so genannten „unsichtbaren Plakats“. Es enthält so viele Informationen, dass sich des Verbrauchers Auge wahlweise müde oder ratlos abwendet. Denn die wahre Geschichte, die dieses Poster erzählt, ist folgende:

Ein Kundenberater bat seinen Kollegen aus der Konzeption, er möge sich doch bitte etwas zu diesem neuen Leisertreter einfallen lassen. „Das Übliche eben.“ Dabei möge er aber berücksichtigen, dass a) die Logos der Kunden Leiser und Ecco „schön groß“ sein sollen, dass b) die Schlüsselworte „High Tech“ und „Design“, die werbesprachlich auch schon bessere Tage gesehen haben, nicht vergessen werden, weil der Kunde auf sie besonders großen Wert legt. Dass c) noch „irgendwas mit Großstadt, vielleicht New York“ zu sehen sein soll (Kundenvorschlag: „Yellow Cabs, tempoverzerrt, wegen der Dynamik“) und dass die Headline folgerichtig Schuh und Stadt verbinden soll. Ach, und einen Namen braucht der Schuh noch, vielleicht „was Englisches?“ Das Ergebnis liest sich dann aber so: Von Leiser und/oder Ecco gibt es jetzt einen ganz hübschen Schuh, mit dem man in New York keine müden Füße bekommt. Aber eben nur dort. Und auch nur, wenn man nicht vorher von einem Taxi überfahren wird. Platt gemacht, ja, lieblos regelrecht. Wozu der arme Schuh aber gar nichts kann. Die Taxifahrer auch nicht. Und der 11. September schon gar nicht. Fabian Kress

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