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Kampf für Lebenswerte

Kirchen und Gewerkschaften mobilisieren für Volksentscheid gegen Sonntagsöffnung im Handel, damit Lebensqualität nicht ökonomischen Interessen geopfert wird

Sechs Monate nach der Regierungsübernahme des Rechtsblocks formiert sich der Widerstand gegen den „Verfall der Werte“ in Hamburg auf allen Ebenen: In einer einzigartigen Allianz wollen der DGB-Hamburg, die Mega-Gewerkschaft ver.di sowie die Evangelische und Katholischen Kirche mit einem Volksentscheid die Pläne von Schwarz-Schill durchkreuzen, den Sonntag zum Einkaufstag für den Handel umzufunktionieren. „Das ist keine Maßnahme für einen geregelten Ladenschluss, den regeln wir per Tarifvertrag. Die Pläne sind ein Dammbruch für die Sonntagsöffnung“, begründet ver.di-Landeschef Wolfgang Rose die Initiative.

An vier Sonntagen sollen nach den Plänen von Schwarz-Schill die sieben Hamburger Bezirke dem Einzelhandel die Genehmigung geben können, die Läden ab 12 Uhr zu öffen. „Das sind 28 Sonntage pro Jahr in ganz Hamburg“, rechnet Rose vor. Dabei geht es ver.di nicht allein um die ohnehin schon schwer gebeutelten Beschäftigten im Einzelhandel, für die Gewerkschaft stehen die „besondere Werte“ auf dem Spiel. „Hier soll ein Stück Lebensqualität den ökonomischen Interessen geopfert werden, die Sonntagsöffnung wird den Lebensrhythmus der Menschen in der Stadt grundlegend verändern“, mahnt Rose. „Kulturelle Errungenschaften werden auf Dauer beseitigt. Deshalb ist es zugleich ein Kulturkampf.“

Auch für Bischöfin Maria Jepsen und Weihbischof Hans-Jochen Jaschke spielt nicht die Angst vor leeren Kirchen eine vordergründige Rolle, für Jaschke ist die Sonntagsöffnung ein Horror: „Es ist nicht auszuhalten.“ Sämtliche Bedürfnisse nach Erholung, Sport und Kultur würden an diesem Tag befriedigt. „Wie oft sehe ich Menschen an der Alster sonntags den Spaziergang genießen, obwohl es wenig Konsum gibt“, sagt Jepsen und erinnert an die Bibel: „Du sollst ruhen am 7. Tag.“

Die Initiatoren wollen ab 1. Mai bis Pfingsten 10.000 Unterschriften für die Volksinitiative sammeln, daher wird es in mancher Predigt bald sehr politisch zugehen. Wenn alles gut läuft, könnte der Volksentscheid im Frühjahr 2003 stattfinden.

Kai von Appen

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