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Sinnvoller Saufen in den Mai

■ „mai riverbeats“ sollen den alljährlichen Alkoholexzess mildern

Der Osterdeich bei Nacht ist unspektakülar. Doch am Abend des 30. April strömen Menschenmassen ans Weserufer. Im weißen Festzelt begießt sich die ältere Generation gepflegt zu alten Rock-Kamellen. Doch draußen im Dunkeln, da ist mehr los – denn seit Jahren feiert das jüngere Partyvolk am stockfinsteren Deich. Bei Wind, bei Regen traditionell unter freiem Himmel. Dabei finden sie dort nur das vor, was sie selber mitbringen: Decken, Tapedecks, Trommeln und vor allem Alkohol. Zechen und wenn möglich Bekannte ausmachen im düsteren Gewirr: Das ist das inoffizielle Konzept des merkwürdigen Trinkfestivals. Oft artet das Gelage aus: Der Deich ist zu steil für die Breiten, die Toiletten des Bürgerhauses sind zu klein für die knapp 2500 Blasen und Schlägereien bei so viel torkelndem Volk leicht anzuzetteln.

„Es wurde nichts geboten. Alle saßen ab acht herum, sauften und dann wurde es dunkel“, sagt die Schülerin Carla Sernow. Der Wunsch nach einer sinnvollen Feier fand eine breite Unterstützung wie vom Sportgarten und der Breminale GmbH. „Viele Jugendliche wollen etwas anderes“, sagt Ulli Barde vom Sportgarten. Etwas anderes als ein stumpfes Besäufnis, das oftmals zu Schlägereien oder Alkoholvergiftungen führt. So findet auf der Rasenfläche neben dem Sielwallfährhaus erstmals das „mai riverbeats“ Festival statt. Das vielfältige Programm soll es mit der Attraktivität der Flasche aufnehmen: Ab nachmittags kann dort das junge Volk zeigen was es drauf hat: Für Sprüher stehen Leinwände und eine mobile Rampe für Skater bereit. Interessierte können den Baseballhandschuh überstreifen oder Partien in Street- und Beachvolleyball austragen. Am Abend gibt es in zwei Zelten Live-Musik. In der Dance-Area wechseln sich Rock und Percussionklänge mit Jazz-Funk und Drum 'n' Bass ab. Im Hip Hop Zelt zeigen DJs, Breakdancer und MCs ihr Können. „Die Leute haben jetzt mehr Abwechslung. Es ist besser, wenn sie vier Stunden auf die Bühne gucken als nur zu trinken“, so Felix Diegritz von der Bremer Hip-Hop Familie, die sich ausgerechnet Bextown nennt. Die Beleuchtung des Geländes soll dem Fest eine „atmosphärische Stimmung“ verleihen, sagt Harald Sieger von der Breminale GmbH und für die Infrastruktur der Feier zuständig. „Ein positives Angebot soll einen guten Einfluss auf die Jugend haben“, wünscht sich Sieger. Softdrinks und Wasser werden ausgeschenkt sowie Bier oder Prosecco unter strikter Alterskontrolle. „Alle Beteiligten sollen jedoch in erster Linie die Party der Jugendlichen akzeptieren“, so Sieger. Den Zwölfjährigen mit Wodkaflasche ist jedoch Vorsicht geboten: „Notfalls wird die ihnen abgenommen“, stellt Sieger klar. Daniel Toedt

Die Sportaktionen starten um 16 Uhr und ab 18 Uhr dröhnen die Musikzelte. Ansonsten schließt der letzte Supermarkt um 20 Uhr

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