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Stiller erster Schultag

In Erfurt versuchen Schüler und Lehrer ihren Schock zu verarbeiten. Von der Rückkehr zum normalen Schulalltag sind sie weit entfernt

ERFURT ap/dpa/epd ■ Am ersten Schultag nach dem Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium versammelten sich gestern tausende Schülerinnen und Schüler in den Kirchen und der Innenstadt von Erfurt. Der Unterricht fiel an den meisten Schulen der Stadt aus, stattdessen gab es Gespräche und Gottesdienstbesuche.

Die Schüler und Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums trafen sich schon um acht Uhr vor dem Gebäude, in dem der 19-jährige Robert Steinhäuser am Freitag 16 Menschen und dann sich selbst erschossen hatte. Vor dem noch immer geschlossenen Portal bilden Blumen einen dichten Teppich, dazwischen Schilder mit Trauerworten und immer wieder der Frage „Warum?“. Immer wieder fallen sich Schüler weinend in die Arme. Die erste Wut auf den Täter und die Fassungslosigkeit über die grausame Tat scheinen drei Tage danach in stille Trauer umgeschlagen zu sein. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll“, sagte André Smotrytsky aus der 11. Klasse des Gutenberg-Gymnasiums.

Im großen Festsaal des Rathauses trafen sich nach der ersten Andacht vor der Schule die rund 750 Schüler des Gymnasiums am späten Vormittag, um, von der Öffentlichkeit abgeschirmt, mit Eltern, Lehrern und Psychologen das Geschehene zu verarbeiten. „Es ist wie ein Albtraum. Viele unserer Lehrer sind tot. Wir wollen einfach nur zusammen sein und reden“, beschreibt die 14-jährige Elisabeth Steiner die angespannte Stimmung. Das Rathaus soll nach Angaben der Stadt die ganze Woche noch Anlaufstelle bleiben.

Trotz allen Entsetzens über die Bluttat betonten Schüler wie Lehrer ihre Entschlossenheit, aus dem Gutenberg-Gymnasium kein Mahnmal machen zu wollen. Die Schule soll nach einer Sanierung im kommenden Schuljahr wiedereröffnet werden.

Auch Klassen anderer Erfurter Schulen gingen gestern geschlossen zum Rathaus oder in Gottesdienste. Gleichzeitig wurden im Unterricht Gedenkminuten abgehalten und wurde den Schülern die Möglichkeit zum Gespräch gegeben. „Viele Schüler wollen allerdings lieber schweigen, weil die Geschehnisse und ihr Empfinden nicht in Worte zu fassen sind“, so ein Lehrer einer integrierten Gesamtschule. Bundesweit hatten gestern Morgen um 11.05 Uhr Schulen, Betriebe und öffentliche Einrichtungen mit einer Schweigeminute der Opfer des Amoklaufs gedacht. Um diese Zeit war am Freitag der Notruf des Hausmeisters der Gutenberg-Schule bei der Polizei eingegangen. ANN

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