: Antisemitismus nimmt zu
127 judenfeindliche Vorfälle von Januar bis März registriert: 65 Tatverdächtige und ein Haftbefehl
BERLIN/MÜNCHEN dpa ■ In den ersten drei Monaten des Jahres haben die Behörden in Deutschland 127 Fälle antisemitischer Übergriffe und Hetze registriert. Darunter waren zwei Körperverletzungen, eine Brandstiftung und zwei so genannte Widerstandsdelikte, so das Bundesinnenministerium.
Die Bild-Zeitung berichtete, die Justiz habe gegen 65 Tatverdächtige ermittelt; nur in einem Fall sei Haftbefehl erlassen worden. Die meisten Vorfälle (32) hätten sich in Bayern ereignet. Volksverhetzungen soll mit 77 Taten den Hauptteil der registrierten Delikte ausmachen. Neben den 5 Gewaltdelikten wurden 26 Propagandadelikte verzeichnet, außerdem 4 Sachbeschädigungen, 3 Störungen der Totenruhe und eine Bedrohung sowie 11 sonstigen Straftaten.
Am Freitag ist in Berlin das ehemalige „israelitische Krankenheim“ verwüstet worden. Die Täter sollen das gesamte Mobiliar in dem Haus systematisch zerstört haben. „Geschichtliche Zeugnisse“ seien dabei „unersetzbar vernichtet“ worden, so die Gemeinde.
Der Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sagte in einem Interview des Deutschlandfunk, der Antisemitismus in Europa habe so stark zugenommen wie seit 1945 nicht mehr. Die Hemmschwelle, antijüdische Gefühle zu äußern, sei viel niedriger geworden. Zwar sei Kritik an der Politik der israelischen Regierung kein Sakrileg, doch in vielen Verurteilungen Israels äußere sich Antisemitismus.
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