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standbildBig Mother

Mona Lisa (So., 18.15 Uhr, ZDF)

„Auf geht’s, Madeln, jetzt wird relauncht“, kam irgendwann der Wink an die Münchner „Mona Lisa“-Redaktion, etwas für die Quote zu tun. Mit 8 Prozent hing das 1988 gestartete ZDF-Frauenmagazin wohl hinter den Erwartungen zurück. Doch statt nach Gründen zu fragen, bekam die von Conny Hermann geleitete Sendung zum Muttertag ein „neues Outfit als modernes, aktuelles und provokantes Magazin“ (Pressetext).

Modern: funkige Musik, ein rasanter Vorspann mit spiegelnden Hochhausfassaden und jungblonden Frauen im sportlichen Business-Look.

Dazu allgegenwärtig das Konterfei von „Big Mother“ Mona Lisa, deren wissender Blick das Studio dominiert. Aktuell: Kabarettist Horst Schroth sagt als erster Mann in der Sendung so schöne Sätze wie „Schafft viele Muttertage. Damit auch die aufgeklärten, liberalen Mütter wieder Gelegenheiten haben, sich an ihre Aufgabe zu erinnern.“ Provokant: Knallharte Recherche, die nicht davor zurückschreckt, bei der Jagd nach unterhaltsflüchtigen Vätern Nachbarn (mit der Namenseinblendung: „Nachbar“) zu befragen: Reporterin: „Wohnt hier der Herr K.?“ Frau am Fenster: „Nein, da müssen Sie hier um die Ecke gehen.“

Die größte Veränderung ist jedoch, dass Mona Lisa jetzt mehrere Themen behandelt. Bislang gab es in der Sendung immer fünf bis sechs Beiträge zu einem Schwerpunkt – übrigens von meist hervorragender journalistischer Qualität. Doch wahrscheinlich verlangt das der Zuschauerin ja zu viel ab. Und so reiht Moderatorin Marina Ruperti das Porträt von US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, unterhaltsflüchtige Väter und einen Belastungstest mit der schwangeren Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied locker aneinander. Letztere legt dazu auf regennasser Straße eine Vollbremsung hin, während durchweg männliche Gynäkologen auf dem Rücksitz die Messungen auswerten – RTL 2 lässt grüßen. Auch die neue Reihe „Beziehungskiste“ mit einer zänkischen jungen Frau hat Loriot vor 25 Jahren schon pointierter in Szene gesetzt.

Statt wild zu relaunchen, wäre es besser gewesen, über eine Sendezeit nachzudenken, zu der frau auch Zeit hat, fernzusehen.

ANNETTE KLINKHARDT

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