: „Sex and Crime sells“
betr.: „Alles kleine Ego-Shooter“, Kommentar von Dirk Knipphals, taz vom 10. 5. 02
Ob nun zu- oder abnehmend: Die Gewalt ist allgegenwärtig und dies vor allem in den Familien.Wer einmal auf einem deutschen Jugendamt gearbeitet hat, wird dies bestätigen, und auch wenn vieles, was ans Tageslicht kommt, von der Presse reißerisch aufgebläht wird, so manches erfährt die Öffentlichkeit nicht, denn auch Ämter und Behörden mögen keine schlechte Publicity.
Zudem tauchen viele Delikte in keiner Statistik auf […]. Die angekündigten Jugendschutz-Maßnahmen sind nichts anderes als hilflose Symptombekämpfung. Computer und Internet werden uns seit Jahren von Politikern und Unternehmern als die Zukunftstechnologien unserer Wissens- und Informationsgesellschaft verkauft. Heißt, in diesem Bereich gibt es noch eine Menge Geld zu verdienen.
Dass die Kids nun in Scharen die realen Vorbilder militärischer „Eliteeinheiten“ im Kampf gegen den Terror virtuell nachvollziehen und gewaltverharmlosendes Gemetzel zum „E-Sport“ samt hochdotierten Meisterschaften stilisiert wird, darf insofern niemanden überraschen. Sex & Crime sells: in Film, Fernsehen und auf dem Datenhighway, bloß dieser lässt sich schwer reglementieren, auch nicht von einer deutschen Behörde. Statt Verboten braucht es Vermittlung von Medienkompetenz in Familien, Schulen und Jugendeinrichtungen, die erklärt, wie und warum diese Welt zunehmend durch die Medien geprägt wird und dass es durchaus Alternativen zu Counterstrike, ran, Popstars,Viva, SMS-Partys und der „Tagesschau“ gibt. BORIS SCHLENSKER, Berlin
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