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Spenden-TÜV steht vor Pleite

Der rot-rote Senat streicht finanzielle Mittel für das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen. Die Einrichtung sucht nun neue Finanzierungsmöglichkeiten auf Bundesebene

Dies ist ein Fall, der heute auch auf der gemeinsamen Sitzung von Senat und Bundeskabinett zur Sprache kommen könnte. Es geht um das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das als einzige Einrichtung in Deutschland ein Spendensiegel für Wohlfahrtsverbände vergibt. Der „Spenden-TÜV“ hat Renommee. Er überprüft auf Anfrage von Unternehmen, Politikern und Privatpersonen wohltätige Einrichtungen auf ihre Seriosität. Jetzt streicht der Berliner Senat die Zuschüsse an das Institut – und gefährdet damit dessen Existenz.

41 Prozent des gesamten Stiftungsbudgets finanziert die Berliner Landesregierung bisher. Das sind 468.000 Euro im Jahr. Die sollen im Jahr 2003 wegfallen. Einsparungsmaßnahmen, heißt es aus der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz. „Wenn der Bund jetzt nicht finanziell einspringt, wird das DZI quasi zerschlagen“, befürchtet DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Er hofft auf Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und durch das Bundesverbraucherministerium. Immerhin verlasse man sich in den Ministerien bei der Vergabe von Entwicklungshilfe auf die Recherchen und Dokumentationen des DZI. „Mit der Vergabe des Spendensiegels erfüllt das DZI eine Aufgabe, die ins Ressort der Verbraucherschutzministerin fällt“, glaubt Wilke außerdem.

Aus den beiden Bundesministerien heißt es, man überprüfe Unterstützungmöglichkeiten. Bernd Dunnzlaff, Sprecher der Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), sagt: „Normalerweise dürfen wir keine Institutionen unterstützen, aber wir suchen nach alternativen Lösungen.“

Ohne finanzielle Hilfe müsste das DZI die Hälfte seiner 22 Mitarbeiter entlassen. „Deshalb müssen wir das Geld schnellstens auftreiben“, meint Wilke. Für 2002 ist der Etat von 1,1 Millionen Euro noch gesichert: Neben dem Berliner Senat zahlt das Bundesfamilienministerium 21 Prozent, 37 Prozent stammen aus der Eigenfinanzierung des Instituts. Außerdem beteiligen sich 10 weitere Bundesländer an der Förderung – allerdings mit einem geringen Betrag: Sie tragen zusammen zirka 1 Prozent des Etats.

Der Berliner Senat übernahm bisher mit Abstand den Löwenanteil. Das ist ungerecht, findet Roswitha Steinbrenner, die Sprecherin der zuständigen Senatsverwaltung für Soziales: „Ich verstehe nicht, warum nicht auch andere Bundesländer für ein bundesweit tätiges Institut bezahlen. Alle sagen, dass sie ein solches Institut brauchen.“ Wenn sich das Land Berlin aus der Finanzierung zurückziehe, müssten alternative Lösungen angedacht werden.

„Das DZI ist absolut notwendig und muss auf jeden Fall erhalten werden“, meint auch Klaus Rieth, Sprecher der Organisation „Brot für die Welt“. Die Organisation hat ein Spendensiegel vom DZI erhalten. „Wir schätzen dieses Siegel sehr hoch ein, denn es schafft Vertrauen bei den Spendern.“

ANGELIKA HENSOLT

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