hintergrund

Loja Dschirga – die große Ratsversammlung

In Afghanistan läuft seit Mitte April das Auswahlverfahren für die große Ratsversammlung, die Loja Dschirga, die über die nächste Regierung entscheiden soll. Eine Wahlkommission unter Beteiligung von UN-Beauftragten überwacht die Stimmabgaben.

Die Loja Dschirga soll am 10. Juni in der früheren Technischen Hochschule in Kabul beginnen. Sie soll u.a. entscheiden, ob die bisherige Übergangsregierung unter Hamid Karsai im Amt bleibt. Die Regierung soll die in zwei Jahren vorgesehenen Wahlen vorbereiten. Dies war im Dezember auf der internationalen Afghanistan-Konferenz bei Bonn vereinbart worden. Eröffnen soll die Versammlung der 87-jährige ehemalige König Sahir Schah.

Die Loja Dschirga soll an die Traditionen der Mitbestimmung des Volkes auf lokaler und regionaler Ebene anknüpfen. In einer ersten Phase werden die Dorfräte, die Schura, jeweils 20 bis 60 respektierte Leute in die jeweilige Distrikthauptstadt schicken. Die bei den Schuratreffen bestimmten Vertreter werden aus ihrer Mitte Distriktabgeordnete benennen. Und diese wiederum sollen dann in geheimer Wahl 1.051 Abgeordnete zur Volksversammlung schicken. Weitere 450 Mitglieder werden von Afghanen im Ausland und von verschiedenen Institutionen bestimmt. Die Regierung Karsais benennt 53 Teilnehmer.

Mindestens 160 Loja-Dschirga-Abgeordnete sollen Frauen sein. Der Versammlung darf niemand angehören, der Menschenrechte verletzt hat oder am Drogen-schmuggel beteiligt war. Ziel ist, dass sich alle Volksgruppen – Paschtunen, Tadschiken, Usbeken, Hasara und viele andere – vertreten fühlen.

RTR/DPA