Schule neu berechnet: Immer dieselben Versager
Überzeugend ist dieser Formelkompromiss nicht. Und für die Betroffenen kommt er einem Desaster gleich: Für SchülerInnen und LehrerInnen zuvörderst, unmittelbar auch für die Eltern, und letztlich wird der ach so hehre Anspruch auf Bildung auf dem Haushaltsaltar geopfert.
Kommentar von SVEN-MICHAEL VEIT
Der politische Erfolg der FDP und ihres Schulsenators Lange ist nur ein scheinbarer. Der Admiral hat lediglich bewiesen, dass er bereits bei der ersten wichtigen Sachdiskussion hoffnungslos überfordert ist. Der Mann ist leckgeschlagen, ernst nimmt ihn niemand mehr. Politische Partner wie Gegner nicht, und nun auch nicht mal mehr die eigene Partei, die ihn nachdrücklichst dazu verdonnern musste, gefälligst wenigstens so zu tun, als würde er seine Hausaufgaben erledigen.
Verkalkuliert haben sich allerdings auch der Bürgermeister und sein Finanzsenator. Sie unterlagen dem Irrtum, allein die FDP und deren Senator öffentlich als Buhmann präsentieren zu können. Dass beide jetzt mit finanzpolitischen Taschenspielertricks aufwarten mussten, ist das Gegenteil einer taktischen Meisterleistung.
Ausbaden allerdings müssen die Scheinlösung die Schulen, die SchülerInnen wie die LehrerInnen. Auf sie kommen noch härtere Zeiten zu – ausgerechnet jetzt, wo doch alle unentwegt Begriffe wie Bildung und Erziehung und soziale Betreuung beredt im Munde führen. PISA? Erfurt? Die Vergangenheitsverdrängung ist atemberaubend.
Und wenn wieder was schiefläuft, werden Politiker wie diese flugs die Schuldigen ausfindig machen: Die PädagogInnen, die mal wieder versagt haben. Wer auch sonst.
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