Beobachten und auswerten

Was werden Lebensmittel in den kommenden Wochen kosten – und warum? Diese Fragen beantwortet die „Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft“

Mit dem Beginn des Euro-Bargeldzeitalters regte sich Unmut in den Supermärkten. Das Gemüse wurde deutlich teurer und alle Welt fühlte sich vom Einzelhandel abgezockt.

Doch Schuld am hohen Gemüsepreis hatte nicht der Euro, sondern die schlechte Wetterlage in Südeuropa, woher der Salat im Winter nun mal kommt. „Die Erträge dort waren bei gleicher Nachfrage geringer, weshalb es zu einer Preisexplosion kam“, erklärt Detlef Römer, Sprecher der Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP). Der Euro habe in keinem Bereich des Lebensmittelhandels zu Verteuerungen geführt.

Die Bonner Firma muss es wissen, denn sie ist der führende Anbieter von Informationen aus der Agrarwirtschaft. Seit über 51 Jahren nimmt die ZMP vor allem Deutschland unter die Lupe und sorgt mit Datenerhebungen und deren Auswertung für Transparenz zwischen Erzeugern, Handel und Verbrauchern. „Weil wir uns die Neutralität ins Statut geschrieben haben, können sich alle Marktteilnehmer auf uns verlassen“, versichert Römer, „wir sind nüchterne Beobachter und müssen uns aus agrarpolitischen Diskussionen heraushalten.“ Denn das 1950 von den Spitzenverbänden der deutschen Agrarwirtschaft gegründete und aus dem so genannten Absatzfonds und Eigenmitteln finanzierte Unternehmen, hat genau diese Aufgabe: Beobachten der weltweiten Agrarmärkte mit wertfreien Kommentaren.

Mehr als 7.500 Agrarpreise und Marktinfos aus dem In- und Ausland werden von den etwa 125 Mitarbeitern – davon einige in der Berliner Außenstelle – täglich, wöchentlich oder monatlich erfasst, geprüft und veröffentlicht. Aber auch Informationen über Anbau, Wachstumsstand, Ernteverlauf und Vorratshaltung fließen in die Berechnungen ein. Die daraus ermittelten Preiskurven ermöglichen nicht nur eine Beschreibung der Preisentwicklung, sondern auch eine Prognose, nach der sich alle am Markt beteiligten Akteure – vom Hühnerzüchter über den Großhändler bis zum Endverbraucher – richten können.

Derzeit werden die Informationen über 40 Markt- und Pressedienste, 200 Fax- und E-Mail-Dienste sowie über Jahresberichte und spezielle Periodika zugänglich gemacht. Damit hat die ZMP die Funktion einer Nachrichtenagentur, die Informationen aus erster Hand liefert. Wichtigstes Medium ist das Internet, da die Tagesaktualität etwa bei der Spargelernte besonders wichtig ist, weil sich die regionalen Preise stündlich ändern. „Die Informationen sind Entscheidungshilfen für das individuelle Marktverhalten, aber keine Handlungsanleitungen“, so Geschäftsführer Ralf Goessler.

Die aktuelle Entwicklung auf dem Lebensmittelmarkt ist jedoch beruhigend: keine Preisexplosionen in Sicht. Das Gemüse wird dank der anlaufenden heimischen Saison billiger, die Obstpreise bleiben vorerst stabil.HANS-CHRISTOPH STEPHAN

www.zmp.de