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Handytelefonieren wird teurer

E-plus erhöht die Preise um bis zu 54 Prozent. Nach dem Absturz der Aktien beginnt die Telekom-Industrie, Gewinne wichtiger zu nehmen als den Neukundenfang mit niedrigen Einsteigertarifen. Auch T-D 1 oder Vodafone könnten den Spielraum nutzen

von JENS UEHLECKE

Die Ära der Preiskämpfe und sinkenden Preise beim Handytelefonieren geht zu Ende. Für Neukunden des Mobilfunkanbieters E-plus steigen die Tarife Anfang Juni drastisch. Das teilte der Konzern kurz vor Pfingsten in Düsseldorf mit. Demnach werden zwar die Grundpreise in den Privat- und Geschäftskundentarifen leicht abgerundet, die Minutenpreise erhöhen sich aber zum Teil um mehr als die Hälfte. Kunden, die noch vor Ende Mai einen Handy-Vertrag bei E-plus abschließen oder abgeschlossen haben, sind nach Angaben der Pressestelle nicht betroffen.

Bislang galten regelmäßige Tarifsenkungen als unumstößliches Gesetz der Mobilfunkbranche. Jahr für Jahr purzelten die Preise – meist pünktlich zur Computermesse Cebit in Hannover. Damit trugen die Gesellschaften der Tatsache Rechnung, dass Experten bei der Bewertung der Gesellschaften bis vor kurzem vor allem die Neukundenzahlen berücksichtigen. Viele neue Kunden, so lautete ein weit verbreitetes Credo, bieten Anlass für viel Fantasie. Das hat sich nach den erheblichen Einbrüchen der Telekommunikationsaktien an den Weltbörsen in den vergangenen Monaten geändert. Jetzt stehen wieder Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn pro Kunde im Mittelpunkt des Interesses. In der Folge hatten verschiedene Konzernchefs, unter ihnen auch der Chef der niederländischen E-plus-Mutter KPN, Ad Scheepbouwer, rigorose Sparmaßnahmen und neue Tarifstrukturen angekündigt.

Offiziell begründet E-plus seinen Preisaufschlag mit Anpassungen an den Euro und neuen Serviceleistungen. So werde Geschäftskunden in den so genannten „Professional-Tarifen“ künftig etwa automatisch die jeweils günstigste von drei Tarifvarianten berechnet – je nachdem wie viele Telefonate im jeweiligen Rechnungsmonat geführt wurden. Bislang müssen sie noch im Voraus abschätzen, welcher Tarif zu ihren Gewohnheiten passt.

Dafür machen sich die Preiserhöhungen in den Geschäftskundentarifen aber auch besonders bemerkbar: Im Vergleich zu den bislang geltenden Minutenpreisen kosten Gespräche ins Festnetz oder ins E-plus-Netz zwischen 15 und 54 Prozent, Telefonate in andere Mobilfunknetze zwischen 25 und 45 Prozent mehr. Darüber hinaus steigen die Kosten für den SMS-Versand nach einer Erhöhung nochmals von 15 auf 19 Cent.

Abzuwarten ist, wie die vier Mitbewerber T-D 1, Vodafone, O 2 und Quam auf den jüngsten Vorstoß reagieren. T-D 1 und Vodafone hatten im Zuge der Euroumstellung bereits einige ihrer Tarife erhöht, dafür aber andere gesenkt. Newcomer Quam, der nach einem verpatzten Start dringend auf gute Nachrichten angewiesen ist, denkt offenbar nicht an Preiserhöhungen.

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