piwik no script img

Kistenweise Extremisten untergetaucht

Abenteuerliche Geheimdienstspekulationen in den USA über bevorstehende neue Welle von Terroranschlägen: 25 auf dem Seeweg eingereiste Islamisten seien verloren gegangen und würden jetzt finstere Pläne schmieden

WASHINGTON rtr ■ Die USA befürchten offiziellen Angaben zufolge neue Anschläge in den USA, nachdem bekannt wurde, dass rund zwei Dutzend mutmaßliche Extremisten heimlich in die USA gelangt sind. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Bob Graham, sagte am Montag, die mutmaßlichen Extremisten seien an Bord von Containerschiffen in die USA gelangt und nach ihrer Landung untergetaucht. Er warnte zudem vor Anschlägen der libanesischen Hisbullah und der von Ägypten aus operierenden Gruppe Islamischer Dschihad (Heiliger Krieg). Nach den Anschlagswarnungen stieg der Goldpreis auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren: 315,10 Dollar pro Feinunze.

Graham sagte dem Fernsehsender CNN, die Spur der 25 „Extremisten“ habe sich verloren. Sein Sprecher teilte ergänzend mit, sie seien zwischen Ende April und dem 15. Mai in die USA gelangt. Ein entsprechender Bericht der US-Küstenwache werde von anderen Geheimdiensterkenntnissen gestützt. Die Küstenwache, die US-Bundespolizei FBI und die Einwanderungsbehörde haben eine Stellungnahme dazu abgelehnt.

Noch am Dienstag sollte in den USA der Jahresbericht zum weltweiten Terrorismus veröffentlicht werden. Wegen der Anschläge vom 11. September und des von den USA erklärten Krieges gegen den Terrorismus wird der Jahresbericht umfassender denn je sein, dürfte aber keine neuen Erkenntnisse enthalten. Änderungen der so genannten schwarzen Liste werden nicht erwartet. Auf der Liste standen bislang sieben Länder, deren Regierungen den USA zufolge Terrorismus unterstützen: Kuba, Libyen, Iran, Irak, Nordkorea, Sudan und Syrien.

Der US-Fernsehsender ABC berichtete unter Berufung auf Polizei- und Geheimdienstkreise, Funktionäre der al-Qaida, der Hisbullah und der militanten Palästinensergruppe Hamas hätten sich Ende März im Libanon getroffen, um ihr Vorgehen zu koordinieren. In den Kreisen würden als Ergebnis dieses Treffens weitere Anschläge gegen die USA, Großbritannien und andere Ziele befürchtet, hieß es.

Am Sonntag hatte US-Vizepräsident Dick Cheney gesagt, ein neuer Anschlag in den USA sei so gut wie sicher. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann es dazu kommen werde. Einer Umfrage im Auftrag der Zeitung Washington Post und des Fernsehsenders ABC von Montag zufolge glauben 52 Prozent der Befragten nicht, dass die Regierung einen Anschlag verhindern kann. Am Abend des 11. Septembers waren nur 32 Prozent dieser Meinung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen