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Lehrer ohne Humor

betr.: „Lehrer, die wir laufen ließen“ (Wahrheit)

Mit außerordentlichem Bedauern nehme ich zur Kenntnis, dass Sie die Serie auf der letzten Seite abgesetzt haben. Ich erwarte von der taz keine Ausgewogenheit. Die taz ist kein öffentlich rechtlicher Sender, der Satire ins Spätabendprogramm oder zur Zensur verdammt. […]

Erfahrungsgemäß haben Angehörige des Lehrerstandes keinen Humor, aber Pension und autoritäres Auftreten sind garantiert. Nach dreizehn Jahren Schulpflicht hatte ich jedenfalls genug. Einem Großteil der ErzieherInnen mangelt es an Güte, Verstand und Bildung. Natürlich gibt es in vielen Berufen Menschen, die nicht besonders dafür geeignet sind. Aber auf mich wirkte das, als würden Leute, die nicht kochen können, eine Kantine betreiben, in der man – mangels Alternative – essen gehen muss. Ich habe mich immer gewundert, wie widerspruchlos das von vielen hingenommen wird. Noch immer ist es so, dass tatsächliche Interessen kaum gefördert werden, Lehrerwechsel die Willkür der Zensuren beweisen, Kritik im Keim erstickt wird und Speichelleckerei belohnt wird. Nach dreizehn Jahren Schulpflicht wusste ich, dass ich nicht auch noch zur Bundeswehr musste.

Gerade im pädagogischen Bereich dreht sich heutzutage sehr vieles rückwärts oder im Kreis. Statt einer konsequenten radikalen Rechtschreibreform kam eine diffuse, statt der Abschaffung der Noten kamen kompliziertere und differenziertere Zensuren, und statt der Abschaffung der Schulpflicht kommt jetzt auch noch die Ganztagsschule. Bezeichnend genug sind schon die Leserbriefe jener („Sind Sie noch zu retten?“, taz vom 17. 5. 02), die sich beschweren, dass man sich jetzt über die Lehrer lustig mache. Was ist das eigentlich für ein Berufsstand, der sich jegliche Form von Kritik und Satire verbietet? Es muss nicht vor jedem Standesdünkel ein Kniefall gemacht werden.

ALBERT KNAPP, Frankfurt/Main

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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