Testen ohne Noten

SPD-Kultusminister haben Skandinavien bereist – und sind beeindruckt vom Lernklima in den Schulen

HELSINKI taz ■ Bundesweite Schultests – eine solche „Bildungsberichterstattung“ werden die Kultusminister heute in Eisenach beraten. Die Idee stammt aus Schweden und Finnland – und hat die SPD-Länderminister auf ihrer Skandinavienreise in dieser Woche erneut überzeugt. Die Kultusminister der Union hatten die Einladung zu dieser Reise abgelehnt – war sie doch von Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) organisiert worden. Und das Bundesministerin sei für Schulen nicht zuständig, so das Argument der Union.

Für die Bildungsberichte in Finnland und Schweden werden in der fünften und neunten Klasse im ganzen Land Tests geschrieben – aber nicht um die Schüler zu benoten. „Wir wollen herausfinden, wo die Schüler Schwächen haben und wo die Schulen sie künftig besser fördern müssen“, erläuterte der Chef des schwedischen „Schulwerks“, Mats Ekholm, gestern gegenüber Bulmahn. Ekholm nannte diese nationale schwedische Berichterstattung sogar „besser und detaillierter“ als die Pisa-Tests der OECD, bei denen beide skandinavische Länder sehr gut abgeschnitten haben. Während ihrer Schulbesuche zeigten sich die deutschen Minister immer wieder beeindruckt vom Lernklima in Skandinavien. Bulmahn unterstrich, dass auch in Deutschland die Schule „den Kindern wirklich das Beste bieten muss“.

Unterdessen streitet man in Deutschland, ob Hamburg und Berlin doch noch am Pisa-Vergleich der Bundesländer teilnehmen sollen, der in zwei Etappen im Juni und November veröffentlicht wird. So lehnt es etwa Bremen ab, dass die beiden anderen Stadtstaaten ihre Haupt- und Gesamtschulen erneut testen dürfen, weil beim ersten Versuch erheblich weniger als die geforderten 80 Prozent der Schüler teilgenommen hatten. Bremen will dem Vernehmen nach vermeiden, dass an Spree und Alster bei erneuten Pisa-Leistungserhebungen Vorteile entstehen – und Bremen womöglich als Schlusslicht dasteht. Auch in der OECD in Paris herrscht Unsicherheit, ob ein Nachtesten die Ergebnisse verfälschen könnte.

CHRISTIAN FÜLLER