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kunstprojekt bratlingSchöner neuer Sündenbock

Wenn es um Essen geht, versteht der Hanseat keinen Spaß. Wenn es um Geld geht, noch weniger. Und schon gar nicht, wenn von Kunst im öffentlichen Raum die Rede ist: Brav unpolitisch soll sie sein und nicht beunruhigen.

Kommentarvon PETRA SCHELLEN

Und kosten soll sie möglichst auch nichts. Denn wenn hier der leiseste Verdacht der Verschwendung aufkäme – wo käme man hin mit der Idee vom wohlsituiert-verantwortungsvollen Wohlstandsbürger? Am Ende entwickelte man noch Schuldgefühle angesichts ganz privater Verschwendung, wenn man sähe, was die Künstler da tun: Wenn sie – wie die Gruppe Wuuul auf der im Juni stattfindenden Ostseekunst-Biennale „Artgenda“ – einen Riesenbratling durch die Luft schleudern, der etliche Kilo Grünkern enhält.

Mit 10.000 Euro hat die Kulturbehörde das Projekt unterstützt, wovon exakt 650 Euro für Dinkel ausgegeben werden. Grund für manche, ordentlich zu wettern gegen solche „Steuerverschwendung.“ So hat gestern auch eine Harburger Arbeitslosen-Selbsthilfegruppe bei der Kulturbehörde protestiert – ein völlig irrationales Vorgehen, weil die Initiative, auch wenn die Stadt ab sofort kunstfrei wäre, aus diesem Topf keinen Cent erhielte.

Aber das ist den Stammtisch-Argumentateuren auch egal: Die Manipulation hat prima funktioniert, und ein weiterer Sündenbock für die derzeit desolate Haushaltslage ist gefunden.

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