: Eine Gnadenfrist für Pakistan
Im Kaschmir-Konflikt will Indien sich zwei Monate lang mit Militäraktionen zurückhalten. Internationale Gemeinschaft verstärkt Vermittlungsbemühungen. Pakistan kündigt Raketentests an. Großbritannien bereitet sich auf mögliche Atomschläge vor
NEU-DELHI/ISLAMABAD ap/rtr/dpa Angesichts der Spannungen in Kaschmir hat die internationale Staatengemeinschaft ihren Druck auf Indien und Pakistan verstärkt und Vermittlungsgespräche aufgenommen. EU-Außenkommissar Chris Patten traf gestern in Neu-Delhi ein. Patten kam mit dem indischen Außenminister Jaswant Singh und weiteren Regierungsvertretern zusammen. Zuvor war er in Pakistan gewesen. In einem BBC-Interview sagte Patten, das Verhältnis der beiden Nuklearstaaten stehe „auf Messers Schneide“. Es müsse etwas passieren, um die Infiltration nach Indisch-Kaschmir zu verringern. Kommende Woche soll der britische Außenminister Jack Straw in die Region reisen.
Auch UN-Generalsektretär Kofi Annan bot Hilfe an. Beide Staaten sollten „Logik und die Sprache des Friedens“ nutzen, um die Spannungen zu lösen, statt auf einen Krieg zuzusteuern, sagte er. Die USA forderten beide Seiten zum Dialog auf. Unterdessen berichtete die BBC aus Neu-Delhi, Indien habe Pakistan eine „Gnadenfrist“ von zwei Monaten eingeräumt. Militäraktionen sollten unter der Bedingung zurückgestellt werden, dass Pakistan die Übergriffe von Rebellen auf Kaschmir verhindert, berichtete die Hindustan Times.
Pakistan wies indische Vorwürfe, die Regierung in Islamabad unterstütze militante Extremisten, erneut zurück. Zudem informierte Islamabad indischen Angaben zufolge die Regierung in Neu-Delhi darüber, dass es Raketentests plant. Die Tests sollen zwischen dem 25. und 28. Mai stattfinden, teilte das indische Außenministerium mit. Pakistan habe von Routinetests gesprochen, die nichts mit dem gespannten Verhältnis zum Nachbarstaat zu tun hätten.
Ein indischer Armeesprecher beschrieb die Lage in Kaschmir gestern als relativ ruhig. Es sei lediglich zu vereinzelten Schusswechseln gekommen.
Großbritannien bereitete sich offenbar auf mögliche Atomschläge zwischen Indien und Pakistan vor. Die Londoner Zeitung Times berichtete in ihrer Freitagausgabe, dass Militärstrategen Pläne erstellten, wie man auf eine solche Auseinandersetzung reagieren könne. Außerdem würden Evakuierungspläne für britische Staatsbürger entworfen. Deutschland und seine EU-Partner verschärften die Sicherheitsmaßnahmen für die diplomatischen Vertretungen in Pakistan. Familienmitgliedern deutscher Botschaftsangehöriger sei die Möglichkeit zur Ausreise gegeben worden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Ein Abzug des Botschaftspersonals sei bislang nicht geplant.
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