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Ocean-Park und was noch bleibt

■ Bei den Planungen der touristischen Attraktionen, die an die Stelle des Ocean-Parks treten sollen, gibt es noch immer keinen Durchbruch

Was die Wiesbadener Projektentwickler von Köllmann nicht hinbekommen haben, das schaffen wir alleine, hat der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz (SPD) vor anderthalb Jahren gesagt. Köllmanns Großprojekt Ocean-Park war tot – es lebe die touris-tische Nutzung des historischen Bremerhavener Stadtgebietes „Alter und Neuer Hafen“! Auf einer Veranstaltung der Bürgerinitiative „Ocean-Park – nein danke“ stellte Schulz vor genau einem Jahr den Stand der Planungen vor, im Herbst 2001 sollte es Entscheidungen geben. Morgen wird sich um 19 Uhr in der Aula der Volkshochschule Bremerhaven das Spiel wiederholen: Auf Einladung der Bürgerinitiative kommt der OB, um über den Stand der Planungen zu berichten. Mit Herbst 2001 war es nichts, im Herbst 2002 sollen nun die Entscheidungen fallen. Klar ist heute nur, dass es ein Hotel am historischen Wasser geben könnte. Inves-tor Kurt Zech wird morgen auch erwartet, um das zu bekräftigen. Und dann soll es ein Einkaufszentrum unter dem wohlklingenden Namen „Mediteraneum“ geben, Investor Frank Albrecht (Walle-Center, Haaven Höövt) will bauen.

Komplizierter ist die Lage bei den eigentlichen touristischen Attraktionen. Die Stadt will ein „Klimahaus“ bauen, das die Klimazonen der Erde erlebbar macht. Die französische Firma Nausica würde das gern betreiben, aber die Bremerhavener scheinen mehr Vertrauen zu dem Angebot von Petri&Tiemann zu haben – das Unternehmen hat in Bremen das Universum zum Erfolg gemacht. Eine Entscheidung könnte noch bis zum Sommer fallen.

Völlig offen ist die andere Touristen-Attraktion, das Auswanderer-Museum unter dem Namen „Neue Welt“. Seit bald zehn Jahren wird daran gearbeitet, hunderttausende von Amerikanern könnten als Besucher kommen, um nach den Spuren ihrer Vorfahren zu suchen. Aber kommen die wirklich? Rechnet sich der Betrieb einer derartigen Einrichtung? Als Betreiber ist die Hamburger Consulting-Firma Wenzel&Partner im Gespräch, die in der Vergangenheit verschiedene wohlklingende Gutachten für die Bremer Wirtschafsbehörde gemacht hat, so auch für das Musical. Diesmal müsste der im Betrieb einer Touristen-Attraktion unerfahrene Consulter Wenzel&Partner für die eigenen optimistischen Prognosen selbst den Kopf hinhalten, beruhigen sich Bremerhavens Stadtpolitiker. Aber bis heute ist nicht klar, mit wie viel Eigenkapital die Betreiber-Firma wirklich ins Risiko gehen würde. Klar ist nur: Wenn Bremerhaven das Objekt – eine Ausschreibung für die Architektur läuft gerade – mit ca. 20 Millionen Euro finanziert und baut, wäre die Stadtgemeinde (ähnlich wie Bremen beim Musical) voll im Kosten-Risiko von dem Tag an, an dem die Betreiber-Gesellschaft mit beschränkter Haftung kapituliert.

Streit könnte es auch noch um das Konzept geben. Wenzel&Partner wollen ein Entertainment-Angebot betreiben. Das für kurzweilige Unterhaltung wenig geeignete Kapitel „Flucht und Auswanderung in der Nazizeit“ fehle in ihrem Konzept, sagen die Kritiker um den Historiker und Auswanderungs-Experten Ulrich E. Wagner. Für einen Bruchteil des Geldes würde der gern mit dem Bremer Marketing-Fachmann Dirk Lembeck am historischen Platz in den leer stehenden Columbusbahnhof-Hallen, an denen jedes Jahr 50.000 Kreuzfahrt-Touristen vorbeikommen, ein his-torisch ausgerichtetes Auswanderer-Museum betreiben. Das ist der Stadt an dieser Stelle aber zu wenig Tourismus-trächtig.

Die SPD in Bremerhaven hat sich festgelegt: Das Projekt „Neue Welt – Erlebnis Auswanderung“ soll nur von der Stadt gebaut werden, wenn es „folgekostenfrei für die Stadt Bremerhaven privatwirtschaftlich betrieben werden kann.“

K.W.

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