: Erforschliche Wege
Ob ihre Bio-Lebensmittel nitrofenfrei sind, kontrollieren Erzeuger und Händler über die Lieferkette
Die Hamburger und Schleswig-Holsteiner Öko-Händler und -Höfe sind nach Auskunft der Landesregierungen vom Skandal um das Pflanzenschutzmittel Nitrofen nicht betroffen. Es existierten keine Lieferbeziehungen mit dem niedersächsischen Futtermittel-Hersteller, der die angeblich ökologische Kraftmischung weit in der Republik verteilte, sagen auch die Händler. Volker Krause, Eigentümer der Öko-Bäckerei Bohlsener Mühle warnt davor, wegen des Gift-Skandals den Ökologischen Landbau schlecht zu reden. „Für mich ist das ein Beleg dafür, dass wir ökologisch weiterarbeiten müssen“, so Krause.
Das Kieler Landwirtschaftsministerium habe sich als erstes aus Niedersachesen die Liste aller Betriebe schicken lassen, die von dem niedersächsischen Hersteller beliefert wurden, so sein Sprecher Eckhard Jacobs. Aus Schleswig-Holstein sei keiner darunter gewesen. Zusätzlich überprüften Kontrolleure aus Kiel alle Bio-Höfe im Land. Auch dabei seien bisher keine Lieferbeziehungen zu der Firma entdeckt worden. Einen ähnlichen Sachstand meldet die Hamburger Gesundheitsbehörde.
Thomas Hinz vom Öko-Discounter Erdkorn im Univiertel verlässt sich auf die Zertifikate und Herkunftsnachweise seiner Lieferanten. Zusätzlich lasse er gerade an der TU Berlin eine Stichprobe untersuchen. Hinz bezeichnet es als „kurios, dass ein Mittel festgestellt wird, das in den alten Ländern seit 20 Jahren verboten ist“.
Öko-Bäcker Krause findet, die Sache müsse von der anderen Seite betrachtet werden: „Nitrofen war in Deutschland bis 1981 erlaubt.“ Dagegen sei im Öko-Landbau alles, was nicht auf einer speziellen Positiv-Liste stehe, verboten. Seine Mühle lasse seit vielen Jahren Stichproben auf die wichtigen Pflanzen- und Lagerschutzmittel untersuchen. Dabei seien lediglich Konservierungsmittel „an der Nachweisgrenze“ gefunden worden, aus Lagern, die auch für konventionell erzeugtes Getreide benutzt wurden. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen