: Landschaft im Kopf
Schroffer Ambient und Nick-Drake-Songwriting ohne Geheimnis: „Amp“ und „Gnom“ im Fundbureau
Mächtige Wellen, endlose Ebenen, die bis zum Horizont reichen und schroffe Berglandschaften – die Musik von Amp malt Bilder im Kopf des Zuhörers. Und zeigt Filme. Dem Duo wird nachgesagt, es befände sich irgendwo auf der Achse Bristol–London. Bristol, das meint in diesem Fall Gitarren-Drones, düstere, verstörende Elektronik und einen Gesang, der kaum menschliche Nähe vermittelt, sondern eher als abstrakte Klangfarbe fungiert. Ein Sound also, wie ihn Projekte wie Flying Saucer Attack und Movietone Mitte der 90er Jahre etablierten; genauso gut aber könnte man in Amps Soundlandschaften den Brian Eno der Music for Airports-Phase wiederfinden.
Amp interessieren sich aber nicht nur für Ambient, sondern haben darüber hinaus einen ausgeprägten Hang zum urbanen Wall of Sound und verqueren (Post-) Rock-Strukturen. Vor rund zehn Jahren wurden Amp als Soloprojekt von Richard Walker ins Leben gerufen, nach der ersten Tapeveröffentlichung, Green Sky Blue Tree, kam die Sängerin Karine Charff zur Band. Es folgten ein paar Singles in Kleinstauflagen und Kollaborationen, unter anderem mit Matt Elliot von Third Eye Foundation.
Weitreichendes Gehör in Indiekreisen fanden Amp mit ihrem zweiten Album Astralmoonbeamerprojections, das sie 1996 auf Kranky Records herausbrachten, dem Chicagoer Kultlabel für „computer-mutated-guitar-damage“, wie es in der Selbsteinschätzung vollmundig heißt. Der große kommerzielle Erfolg blieb Walker und Charff bisher allerdings verwehrt, was nicht verwundert, weil sie ihre experimentellen Ansprüche seit jeher gehörig kompromisslos verfolgen – leicht-verdauliche Appetithäppchen à la Radiohead wird man bei ihnen vergeblich suchen.
Im Juni diesen Jahres sind Amp nun als vierköpfige Band mit ihrem neuen Album L‘Amour Invisible (Space Age Recordings) in Europa unterwegs und haben den experimentellen Filmemacher Lucas Tizon mit dabei. Dessen Filme, die dabei für alle im Raum sichtbar sein werden, und die Bilder, die wir bei geschlossenen Augen im eigenen Kopf sehen, könnten unter Umständen ganz unterschiedlich ausfallen. Macht ja nichts.
Im Vorprogramm gibt es Musik ziemlich anderer Art: Gnom alias Patrick Zimmer (auch bekannt von der Band Kyoto) ist ein melancholischer Singer-/Songwriter. Man könnte sagen, dass der Wahlhamburger in seinen Demosongs ein wenig klingt wie Nick Drake ohne Geheimnis. Was ja nicht unbedingt Schlechtes verheißen muss.
Sandra Ziegelmüller
Mittwoch, 21 Uhr, Fundbureau
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen