: Die Lust an der Katastrophe
Das Ensemble Being Frank frönt in bester medialer Ordnung der „Tragedy“
Der Mensch, er ist halt so: Will immer nur Sensationen, und die am liebsten blutig eingefärbt. Was erst den rechten Kitzel gibt: „Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen/Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei/Wenn hinten, weit in der Türkei/die Völker aufeinanderschlagen“, teilte Geheimrat Goethe auf seinem Osterspaziergang mit. Nach dem gleichen Rezept sind die Bildberichte von Verkehrsunfällen gestrickt. Der Lokalredakteur gibt sie täglich, und wo die Sachlage nicht ausreicht, wird die Nachricht eben zur Katastrophe aufgeplustert. Aus diesem medialen Grundbekenntnis heraus hat der New Yorker Autor Will Eno sein Stück „Tragedy“ verfasst. Eine Satire auf Medienterror und Sensationalismus, die mit ihrem Spiel mit den Sprach- und Rollenklischees in eine absurde Tragikomödie über menschliche Isolation kippt. Die Deutschlandpremiere inszenierte jetzt das Ensemble Being Frank, eine international besetzte Truppe von Schauspielern, die zum Teil bereits in Produktionen der Friends of the Italian Opera zu sehen waren. Auch bei „Tragedy“ ist die Bühnensprache Englisch.
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