: „Bild“-Zeitung jetzt Superschnäppchen
Das Boulevardblatt setzt sich beherzt für mehr „Kaufspaß“ ein. Deshalb gibt es für treue Leser Rabatt im Einzelhandel
BERLIN taz ■ Der Anruf kam am frühen Dienstagmorgen. „Machen Sie mit?“ Und Karstadt zögerte nicht lange. Warum hätte sich der Warenhauskonzern das auch entgehen lassen sollen? Und so trugen am Mittwoch auffällig viele Kunden die Bild-Zeitung unter dem Arm, um damit einen Rabatt von zehn Prozent zu bekommen. So wie sie es am Montag in den Filialen der Kaffee-Kette Tchibo getan hatten und gestern noch billigere Schuhe bei Deichmann kauften.
Denn die Bild, wie immer nah dran an den alltäglichen Bedürfnissen, hat dem Teuro den Kampf angesagt. Mit der Rabatt-Aktion „Keine Chance dem Teuro – Wir rechnen fair!“ will das Blatt den Deutschen mit „Hammer-Rabatten“ bei exklusiven Anti-Teuro-Partnern den „Kaufspaß“ wiederbringen – und ganz nebenbei die eigene Auflage steigern. Denn nur wer eine aktuelle Ausgabe der Zeitung mitbringt, bekommt einmalig Rabatt von zehn Prozent auf ein Produkt.
Und das Konzept scheint zu klappen. Denn über die kostenlose Imagekampagne freuen sich nicht nur die Einzelhandelspartner, die laut Bild-Chef Kai Diekmann Schlange stehen, um mitmachen zu dürfen. „Nach meinem Eindruck war bei den Zeitungsständen, die in und um unsere Karstadt-Filialen sind, die Bild-Zeitung ausverkauft“, so Pressesprecher Michael Scheibe.
Die geschickte Werbeaktion des Blattes, das im ersten Quartal 2002 fast 5 Prozent seiner Auflage eingebüßt hat und mit 4,08 Millionen die niedrigste Zahl seit Jahren präsentierte, diene aber nicht dazu, die eigene Auflage zu steigern, so Bild-Sprecher Tobias Fröhlich. „Wir setzen die Themen, die die Leute bewegen, und die Kampagne dient deshalb dem Leser, der wieder mehr Vertrauen in den Euro bekommen soll.“
Kritische Stimmen zu der Aktion sind bisher verhalten. „Es ist auf jeden Fall eine ungewöhnliche Aktion“, findet Arno Weyand, Referent des deutschen Presserats. Problematisch sei dabei, wenn überhaupt, die Vermischung von redaktionellen Inhalten und Werbung. „Aber ich glaube, dass der Leser sieht, dass es eine Marketingaktion der Zeitung zusammen mit den Unternehmen ist.“ Fraglich sei allein, ob solche Aktionen insgesamt die Glaubwürdigkeit von Zeitungen förderten. Er gehe allerdings davon aus, dass viele Leser das Ganze sehr positiv bewerteten.
Damit könnte er Recht haben, denn die kamen nicht nur in Scharen, sondern griffen ganz gezielt zu höherpreisigen Waren. Denn da lohnt sich der Rabatt ja erst richtig. SUSANNE AMANN
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