: Castorf kann bleiben
Hauptausschuss beschließt Erhöhung der Theater-Eintrittspreise und schafft zusätzliche Mittel für die Volksbühne. Damit sind die Weichen für Vertragsverlängerung mit Intendant Castorf gestellt
von JAN ROSENKRANZ
Die Berliner Volksbühne kann aufatmen. Sie soll nun doch zusätzliche Gelder bekommen und müsste deswegen also doch nicht auf ihren Intendaten Frank Castorf verzichten. Der für den Berliner Haushalt zuständige Hauptausschuss hat am Freitagabend beschlossen, den Etat des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz für das laufende Jahr um 360.000 Euro und für das nächste Jahr um 813.000 Euro aufzustocken.
Intendant Castorf hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach angekündigt, sein Bleiben an der Volksbühne von zusätzlichen Geldern abhängig zu machen, die ihm seit Jahren immer wieder versprochen worden waren. Andernfalls hätte er über eine Verlängerung seines Vertrags, der Ende Juli ausläuft, erst gar nicht verhandeln wollen. Nach zehn Jahren an der Volksbühne hätte Berlin mit Castorfs Abgang einen der wichtigsten deutschen Theaterregisseure verloren. Das scheint nun abgewendet zu sein. Auch wenn der fast schon abgeschriebene Geldsegen weniger das von Castorf gewünscht „Ja“ der Stadt Berlin zur Volksbühne ist als ein „Ja“ der anderen Theater.
Die zusätzlichen Mittel für die Etaterhöhung konnten nämlich nur durch Umschichtungen innerhalb des Kulturhaushalts gewonnen werden. Bereits am Montag hatte der Unterausschuss Theater empfohlen, den Preis für die Eintrittskarten an den Landesbühnen um jeweils 1 Euro zu erhöhen. Die dadurch zu erzielenden Mehreinnahmen werden jedoch nicht den Bühnen gutgeschrieben, sondern im Gegenteil von deren Subventionen abgezogen. Die dadurch frei werdenden Haushaltsmittel sollen dann unter anderem der unterfinanzierten Volksbühne zugeführt werden. Sie selbst ist von dieser Regelung ausgenommen und darf ihre Mehreinnahmen durch die Preiserhöhung behalten – immerhin 60.000 Euro noch in diesem Jahr und 160.000 Euro im nächsten.
Neben der Volksbühne können auch andere Kultureinrichtungen von der allgemeinen Kartenpreiserhöhung profitieren. So bekommt das Not leidende Grips Theater in den nächsten beiden Jahren jeweils 205.000 Euro zusätzlich. Das private Theater könnte dadurch der schon seit längerer Zeit drohenden Insolvenz entgehen. Auch die Freunde der deutschen Kinemathek dürfen sich freuen, sie erhalten 75.000 Euro mehr. Die Ufa-Fabrik bekommt immerhin 45.000 Euro mehr, und für das Künstlerhaus Bethanien bleibt eine Erhöhung von 25.000 Euro übrig.
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