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Sparplan für Krankenhäuser

Gesundheitsverwaltung will 2.000 Klinikbetten abbauen. Zahlreiche Operationen sollen nur noch ambulant durchgeführt werden. Keine Klinikschließungen geplant

2.000 Krankenhausbetten will die Gesundheitsverwaltung bis zum Jahr 2005 in Berlin abbauen. Dies soll unter anderem dadurch geschehen, dass zahlreiche Operationen künftig nur noch ambulant durchgeführt werden. Das sagte Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse (parteilos) am Wochenende in einem Interview mit der Morgenpost.

Schulte-Sasse erstellt gerade einen neuen Krankenhausplan, der Ende des Jahres fertig sein und bis 2005 gelten soll. Die Planung werde in enger Abstimmung mit Krankenhäusern und Krankenkassen, aber auch mit der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung und den Gewerkschaften erstellt, so der Staatssekretär von Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS). Derzeit gibt es in Berlin 23.000 Krankenhausbetten. Vor vier Jahren waren es 27.600.

„Patienten, die ambulant behandelt werden können, sollen nicht mehr im Klinikbett liegen müssen“, sagte Schulte-Sasse. Nach seinen Vorstellungen sollen künftig Patienten, die zum Beispiel wegen eines Leistenbruchs oder der Augenkrankheit grauer Star operiert werden, nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen. Insgesamt hat der Staatssekretär 47 Diagnosen ausgemacht, bei denen die Patienten nicht unbedingt in der Klinik bleiben müssen. Dabei orientiert er sich an einem Katalog der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der deutschen Krankenhausgesellschaft.

„Es gibt Augenabteilungen, in denen 80 Prozent der Patienten in Klinikbetten liegen, weil sie an der Eintrübung der Linse, dem grauen Star, operiert werden“, sagte Schulte-Sasse. Weltweit werde dieser Eingriff aber auch ambulant durchgeführt. Der Staatssekretär kündigte die Schließung von Abteilungen der Augenheilkunde, der Dermatologie und der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an. Klinikschließungen werde es nicht geben.

Nach der Veröffentlichung des Interviews ruderte die Gesundheitsverwaltung gestern zurück. Gegenwärtig sei noch nicht absehbar, in welchem Umfang Klinikbetten abgebaut werden müssten, sagte die Sprecherin der Verwaltung. Die Datenerhebung werde erst Ende des Monats abgeschlossen. Noch stünden die erforderlichen Angaben der Krankenhäuser aus.

SABINE AM ORDE

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