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berliner szenen Vereint im Fleische

Grillen mit Profis

Rauchschwaden steigen auf über dem Treptower Park. Türkische Familien und junge Kreuzberger mit Rundgrill und Picknickdecke zelebrieren einen freien Tag. Auf unserem Grill liegen Zucchini, Auberginen und Fleisch. Dann kommt auf dem Mountainbike ein groß gewachsener junger Mann mit Dreadlocks und Hippiehosen an, ein Schulfreund von Patrick aus dem Schwäbischen. Mit schnellem Griff zaubert er eine gigantische hölzerne Restaurantpfeffermühle aus seiner riesigen Kuriertasche. „Das A und O beim Grillen ist eine anständige Pfeffermühle“, erklärt er ernsthaft. Wir staunen. Aus einem Plastikbeutel zieht der junge Mann marinierte Fleischlappen, gefolgt von liebevoll vorbereiteten Spießen. Wortlos säubert er den Rost von Gemüseresten und widmet sich dem Grillen. Wenig später kommt ein weiterer großer junger Mann mit kurzem Haar und Hippiehosen, grüßt knapp und beginnt sogleich, mit großer Professionalität eine neue Glut zu entfachen. Die beiden jungen Männer stehen schweigend und fächelnd am Grill, ab und zu holt der Kurzhaarige etwas Fleisch aus seiner großen Kuriertasche.

Nach getaner Arbeit lassen sich die Brüder nebeneinander nieder, vor sich Teller voller Fleisch ohne Beilagen. Mit vollen Backen kauend, reichen sie sich gegenseitig die Pfeffermühle und spülen mit Bier nach. „Das A und O beim Grillen ist eine anständige Pfeffermühle“, wiederholt der Langhaarige zufrieden. „Fleisch kann es gar nicht genug geben“, stimmt der Kurzhaarige ein. „Beilagen sind unnötig.“

Die Sonne senkt sich über dem Treptower Park, und die Familien gehen nach Hause. Nur die beiden schwäbischen Brüder kauen noch. Die Welt um sich herum haben sie vergessen. Unbemerkt packen wir ein. NINA APIN

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