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Ein wenig Mord muss sein

Das Orphtheater hat noch einmal sein „Medea-Material“ aus der Requisite geholt

„Medea-Material“ nach Heiner Müller mit dem Orphtheater im Schokoladen, Ackerstraße 169/170. Aufführungen Samstag und Sonntag, jeweils 21 Uhr, sowie vom 20. bis 23. Juni. Karten zu 11/8 Euro unter ☎ 4 41 00 09 oder via E-Mail: tickets@orphtheater.de

In seinem engeren Bekanntenkreis möchte man solche Gesellen nicht unbedingt haben. Da wäre man doch indigniert und würde vielleicht was von friedlicher Konfliktlösung murmeln – aber in der Kulturproduktion schätzt man durchaus die Gestalten, an deren Händen auch etwas Blut klebt. Die sind einfach haltbarer. Das Langzeitgedächtnis mythischer Ringkämpfe. Oder kann jemand auf die Schnelle einen wirklich sanftmütigen gewaltfreien Helden nennen (nein, Robin Hood gilt hier nicht!), während Kain und König Lear, Al Capone und Vincent Vega weiter lustig durch die Blutlachen stapfen dürfen. So schnell wird auch Medea nicht vergessen werden: die ihren Bruder zerstückelte und ihre eigenen Kinder meuchelte. Woraus abseits des Strafgesetzbuches natürlich der symbolische Gehalt gekitzelt sein will. Mehr als nur eine rachedurstige Frau sah Heiner Müller in Medea. In seinem Medea-Material stemmt sie sich gegen die Unterdrückung. Und kann das nur mit dem Prinzip der Negation, um die ewige Kette der Generationen zu zerreißen. „Lieber richtig tot als nur halb lebendig. Wenn nicht alles, dann gleich nichts“, ist auch der Schlachtruf des Orphtheaters, das seine gelobte Medea-Inszenierung aus dem Jahr 2000 wieder mal hervorgeholt hat und sich damit so körperbetont wie heldenhaft gegen das mythische Ringen WM stellt.

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