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Eine Negativ-Bravour-Position

betr.: „Protest der Privilegierten“ von Christian Füller, taz vom 10. 6. 02

Welche Flanke der potenziellen taz-Abonnenten wollte Christian Füller denn da mit Zückerchen füttern? Eine Negativ-Bravour-Position irgendwelcher Klischees wurde da bedient:

Studenten seien elitären, bourgeoisen Verhältnissen entsprungen und dadurch ohnehin gefeit vor Unwägbarkeiten? Hallo, Herr Füller, aufwachen und hingucken! Die Uni-Offerten sind im Vergleich zur dringenden Nachfrage zum Rinnsal verkümmert (was sich dann mangels Teilnahmemöglichkeit an obligatorischen Seminaren auch im Da-capo-Zeitverlust = Langzeitstudium auswirkt). Und: Die Headhunter stehen zumindest bei den Geisteswissenschaften nicht „Gewehr bei Fuß“ (Begriff „Karriere“).

Wenn jetzt das Angebotsdefizit der Uni auch noch mit zwei mal jährlich 650 Euro für zwangsläufig länger Studierende gekrönt werden soll (womit nicht garantiert wird, dass diese Zusatzeinnahmen zweckgebunden an Lehrstuhlerweiterungen u. ä. fließt), spätestens dann erweist sich dieser Füller-Beitrag nur als Hinweis darauf, dass diese gesamte Problematik auch in der taz immer noch nicht ausgiebig thematisiert wurde. Und das wundert mich ebenso, wie mich der Füller-Beitrag ärgert. Erstens ist Studieren auch jetzt nicht kostenlos, und zweitens eignet sich ein Übel (Kindergarten- und Grundschulqualität) nicht dazu, das folgende Übel (Hochschulproblematik) zu relativieren. Eine vertane Chance, mit diesem Glossar das Thema zu erarbeiten!

Ihre fast siebzigjährige Leserin

SIBYLLE JESTER-SCHMIDT, Detmold

Uns als Studierende eine Lobby zu verschaffen ist schlicht notwendig: Wir haben nun einmal keine. Und wenn man da, sucht man das Gespräch mit Politikern, wiederholt feststellen muss, dass dort nicht Menschen mit offenen Ohren sitzen, sondern welche, die sich auf ihre Rollen zurückziehen, Sachzwänge vorgeben, nicht auf die Fragen der Studierenden eingehen und wieder in ihre unantastbaren Gefilde entschwinden, ist es da wirklich so unverständlich, wenn man sich eine Lobby mit Demonstrationen und Protestaktionen zu verschaffen sucht?

FRIEDERIKE ZIMMERMANN, Bielefeld

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