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WM-Mittagstisch: Harakiri-Feeling in den Sushi-Tempeln und Pizzerien

Es geht um alles – auch in Bremen. Autokorsos mit Halbmondflaggen in der City und am O-Weg, ganz viel Pflaumenwein in den koreanischen Restaurants, aber leider auch kaum noch dolce vita in den Pizzerien, Trauer bis hin zu Harakiri-Feeling in Bremer Sushi-Tempeln. Auch der kleine Planet an der Weser feierte und frustete gestern mit den Fussi-Stars in Übersee. So gabs Riesenjubel, „Gol“- und „En büyük Türkiye“-(„Die Türkei ist groß“)-Gebrüll bei Müslüm Baba, einer türkischen Kneipe in der Neustädter Kornstraße. Müslum Baba ist für türkische Verhältnisse irgendwas zwischen Michael Jackson und Frank Sinatra. Und gestern durften sie sich alle ein bisschen wie Weltstars fühlen. Rund 50 Fans kamen ins Müslüm Baba, um den Sieg gegen die Japaner mit Cola und Tee zu begießen. Jetzt sind die Türken im Viertelfinale, seit sage und schreibe 47 Jahren ist ähnlich Weltbewegendes nicht mehr passiert. Dunnemals in Bern scheiterte die Truppe vom Bosporus an – Sepp Herbergers Deutschland-Elf. „Das ist der größte Moment meines Lebens“, sagt Türgay, ein 18-jähriger Autolackierer, der sein Team schon beim Endspiel 3:2 gegen die Deutschen gewinnen lässt. Murat, der Kornstraßen-Wirt, ist noch nicht ganz so optimistisch. Immerhin meint er, dass die Türken mit etwas Glückwenigstens 2:1 gegen Senegal gewinnen. Und was kommt dann? „Vielleicht Brasilien“, meint Murat. „Und das wird wirklich verdammt schwer für uns.“ ksc/Foto:Kerstin Rolfes

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