: Willkürjustiz in Tunesien
Tunesiens Präsident Ben Ali versteht keinen Spaß. Das ahnte Zouhair Yahyaoui schon immer, nun aber weiß er es aus eigener Erfahrung. Der Verantwortliche des Online-Satiremagazins www.tunezine.com steht in seiner Heimat vor Gericht. Der 34-Jährige wird beschuldigt, „falsche Tatsachen zu veröffentlichen, mit dem Ziel, eine „kriminelle Handlung zu unterstützen“. Darauf stehen zwischen sechs Monate und fünf Jahre Haft. Doch damit nicht genug. Yahyaoui wird außerdem des „Raubes und der betrügerischen Nutzung von Kommunikationstechnik“ bezichtigt. Der Grund: Der Cybersatiriker war in einem staatlichen Internetcafé, in dem er angestellt ist, bei Arbeiten an seiner Website verhaftet worden. Seither sitzt er in Unersuchungshaft. Allein für diesen Anklagesatz drohen weitere fünf Jahre Gefängnis. Yahyaoui stellt sein sein Magazin seit einem Jahr unter dem Pseudonym „Ettounsi“ (arabisch für: Tunesien) ins Netz. Sein Vorbild ist die französische Satirezeitschrift Le carnard enchainé (www.canard.fr.st/). Auch „Ettounsis“ TuneZine enthält neben Humor auch politisch Brisantes. So traute sich Yahyaoui einen offen Brief seines Onkels abzudrucken. Mokhtar Yahyaoui, so sein Name, ist hoher tunesischer Richter. In dem Brief beklagt er sich über die fehlende Unabhängigkeit der Justiz. Was das für einen politischen Angeklagten bedeuten kann, wird der Satiriker jetzt wohl am eigenen Leib erleben müssen. mail@reiner-wandler.de
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