: Ein neuer Dreh in Frau Piepers Pirouetten
FDP-Generalsekretärin auf Spitzenlistenplatz zur Bundestagswahl gewählt. Ihr Herz schlägt aber weiter in Magdeburg
DRESDEN taz ■ „Wir wissen zwar nicht, was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft!“ Diese Abwandlung gängiger Parteilosungen aus DDR-Zeiten dürfte auch der ehemaligen LDPD-Funktionärin Cornelia Pieper noch geläufig sein. Am Samstag wurde der daran ausgerichtete Kurs der FDP-Generalsekretärin von ihren Parteifreunden in Sachsen-Anhalt erneut bestätigt. Auf der Landesvertreterversammlung in Halle nominierten sie fast 77 Prozent zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl.
Seit den Wahlen in Sachsen-Anhalt vom April lächelt sich Frau Pieper über alle Kehrtwendungen auf der Suche nach der erfolgversprechendsten Karriereoption hinweg. In den Landeswahlkampf war die Spitzenkandidatin mit der 18-Prozent-Schwungfrisur hineingegangen wie die Gewerkschaften in Tarifverhandlungen. Ministerpräsidentin wollte sie in Magdeburg werden. Trotz der 13,3 Prozent für die Liberalen reichte es dazu nicht ganz.
Aber wenigstens Ministerin sollte sie werden! Doch das angestrebte Kultusressort ging auf das Ticket der CDU an den parteilosen Jan-Hendrik Olbertz. Frau Pieper blieb nur der FDP-Fraktionsvorsitz im Landtag. Diskussionen um ihre Dreifachbelastung als FDP-Generalsekretärin, Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende gab es da schon. „In Magdeburg steht mein Schreibtisch Nummer eins. Ich bin hier mit dem Herzen zu Hause!“, antwortete sie Mitte Mai, und so tönte sie auch am vergangenen Wochenende.
Die FDP-Landesgeschäftsstelle bestätigte jetzt, dass auch intern Druck auf sie ausgeübt worden war, das Bundestagsmandat niederzulegen. Das tat sie denn am 31.Mai. Am selben Tag jedoch nominierte der Kreisverband in Halle die 43-Jährige als Direktkandidatin für die Bundestagswahl im September. In diesem Wahlkreis sieht sie sich Ex-CDU-Ministerpräsident Christoph Bergner und PDS-Bundestagsfraktionschef Roland Claus gegenüber. Auch Claus will in seiner Heimat das erste Direktmandat für die PDS außerhalb Berlins holen.
Als Nummer eins der Landesliste muss Frau Pieper nun nicht mehr um den Wahlkreis fürchten. Mit landespatriotischen Bekundungen setzt sie ihren Eiertanz fort: In Berlin könne sie mehr für ihr Heimatland tun, erklärte sie am Samstag. Andererseits wolle sie dort „Verantwortung übernehmen“, käme es zu einer CDU-FDP-Koalition.
Magdeburg also doch ade? Exinnenminister und SPD-Fraktionschef Manfred Püchel empfahl Frau Pieper inzwischen, es doch einmal mit einer Kandidatur als UN-Generalsekretärin zu versuchen. MICHAEL BARTSCH
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