piwik no script img

LehrerInnen-Leistungen

betr.: Pisa-Studie

Ich habe Deutsch im Hauptfach und Biologie im Nebenfach studiert, unterrichte aber alle möglichen Fächer, von denen ich so viel oder wesentlich weniger verstehe, als die Frau/der Mann auf der Straße:

Musik. Ich kenne keine einzige Note. Ich habe noch nie ein Instrument gespielt. Ich kann nicht singen, keinen Rhythmus halten. Kurz, ich bin total unmusikalisch. Kunst. Ich habe an meinen beiden eigenen Kindern meine pädagogischen, fachdidaktischen und künstlerischen Fähigkeiten/Erfahrungen auf diesem Gebiet erworben. Textiles Werken. Wenn ich eine Nadel – egal welcher Art – in die Hand nehme, besteht jedesmal die Gefahr, dass ich mir damit die Pulsadern aufsteche, also unterrichte ich hier unter Lebensgefahr. Sport. Ich hasse Sport bis zum allertiefsten Grunde meines Herzens. Als ich mich dagegen wehrte, Sport zu unterrichten, meinte mein damaliger Schulleiter: „Sie sehen aber sportlich aus.“ Und ich musste Sport unterrichten. Heute wie damals: Ich bin 1,55 Meter groß und wiege 43 Kilogramm.

Mathematik. Mir fehlen Liebe und Verständnis für dieses Fach. Nun ja, im Zahlenraum bis 1.000 geht’s noch. Aber Methodik, Didaktik!? Biologie. Unterrichte ich nicht, obwohl studiert. Aber das finde ich nicht so tragisch. Deutsch. Obwohl ich Deutsch im Hauptfach studiert habe, also methodisch und didaktisch fit wäre, unterrichte ich kein Deutsch. Das finde ich nun wirklich tragisch. Denn ich liebe Literatur und ich bin sicher, diese Liebe auch weitervermitteln zu können und auf diesem Wege auch das Verständnis für die Sprache. Außerdem wäre ich dazu noch hoch motiviert. EINE LEHRERIN, Baden-Württemberg,

(Name und Anschrift sind der Red. bekannt)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen