piwik no script img

was bisher geschah

Matthias Platzeck, 48, Brandenburger aus Überzeugung

Matthias Platzeck ist Potsdamer bis ins Mark – oder sollte man sagen bis in die Mark? Seine Mutter war medizinisch-technische Assistentin, sein Vater ein in ganz Potsdam bekannter und beliebter Arzt. Der Ende 1953 geborene Sohn tat es ihm nach, sowohl in der Kommunikationsfreude als auch fachlich-medizinisch, allerdings mit sehr eigenständigem Akzent: Platzeck studierte zuerst biomedizinische Kybernetik in Ilmenau, dann Umwelthygiene an der Akademie für Ärztliche Fortbildung in Berlin. 1979 war er als „Lufthygieniker“ im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) tätig, danach am Kreiskrankenhaus Bad Freienwalde. Bis 1990 arbeitete er als Abteilungsleiter für Umwelthygiene in Potsdam. Im Frühjahr 1988 gründete der damals 34-Jährige mit Gleichgesinnten die Potsdamer Bürgerinitiative Argus (Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung), die, immer mit der Stasi im Nacken, gegen den Stadtzerfall kämpfte. Im Wendenovember 1989 wurde er Sprecher der neu gegründeten Grünen Liga, saß mit am Zentralen Runden Tisch und wurde in der (DDR-)Regierung Modrow Minister ohne Geschäftsbereich. 1990 wählte man ihn als grünen Abgeordneten in die Volkskammer und delegierte ihn als solchen nach der Vereinigung in das „sterile Bonn“, in dem er sich bald nach dem „krummen und schiefen“ Brandenburg zurücksehnte. Die Rückkehr erfolgte schnell: Im Oktober 1990 ernannte ihn der von einer Ampelkoalition gestützte Ministerpräsident Stolpe zum Umweltminister. Die Fusion von Bündnis 90 mit den Grünen wollte Platzeck allerdings nicht mitvollziehen, er blieb als Parteiloser im Kabinett und trat 1995 der SPD bei. Im Sommer 1997 machte er sich als Krisenmanager auf den überschwemmten Oder-Deichen einen Namen. In der rot-grünen Bundesregierung hätte der geschiedene Vater dreier Kinder den Umweltminister oder Ostbeauftragten spielen können, doch er wollte 1998 lieber Oberbürgermeister in seiner Heimatstadt werden. Im Juli 2000 wurde Matthias Platzeck mit 116 von 165 Stimmen zum SPD-Landeschef von Brandenburg gewählt und letztes Wochenende bei nur zwei Gegenstimmen als solcher bestätigt. Um das für einen Preußen nötige Maß an Arbeit voll zu machen, gehört der neue brandenburgische Ministerpräsident zudem dem SPD-Bundesvorstand an. FOTO: DANIEL BISKUP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen