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Blumen, Tränen, ein Kranz – Gedenken an den La-Belle-Anschlag vor 16 Jahren

Als für einen kurzen Moment alle Gespräche unter den Anwesenden verstummen, kommen Enzo di Nunno die Tränen. Warum es immer Unschuldige treffen müsse, ruft er plötzlich in die Kameras, so laut, als wolle er den vorbeirauschenden Verkehr noch übertönen. Auf den Tag genau vor 16 Jahren, am 5. April 1986 kurz vor zwei Uhr morgens, explodierte hier, in dem Gebäude an der Schöneberger Hauptstraße 78, eine Bombe und richtete in der Diskothek La Belle innerhalb weniger Sekunden ein Blutbad an. Zwei Männer und eine Frau starben, 260 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Di Nunno, der damalige Betreiber des La Belle, trug schwerste Verbrennungen davon, musste mehrmals operiert werden – doch er überlebte. Am Donnerstag nun hat er sich wieder einen La-Belle-Pin ans Hemd gesteckt und ist gemeinsam mit mehr als 20 weiteren Überlebenden zu der Stelle des Grauens zurückgekehrt, um einen Kranz niederzulegen. Direkt unter der Gedenktafel hat jemand rote und gelbe Rosen abgelegt, daneben steht eine brennende Kerze. „Ich sehe vor meinen Augen immer noch das Blut auf der Straße“, sagt der 42-jährige Gerry Steve Smith, „und es kommt mir so vor, als sei es gestern gewesen.“ Bis heute warten er und alle anderen Opfer auf Entschädigung vom Staat Libyen, dem Auftraggeber des Anschlags – doch eines stellt der Sprecher der Interessengemeinschaft La Belle, Hans-Joachim Ehrig, klar: „Die psychischen Schäden sind durch Geld nicht wiedergutzumachen.“ TRO

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