Die Weltmeister in Oldenburg

Vom Sozialprojekt-Samba zum Shootingstar: Funk `n Lata aus Brasilien eröffneten den OL-Kultursommer. Die blondgefärbten Jungs mit den Raver-Mützen hatten kein leichtes Match: Ihre Spielfreude traf auf einen 4.000-Block regenschirmbewehrter OldenburgerInnen

Es jubilät so vor sich hin: In Oldenburg wurde der fünfundzwanzigste Kultursommer eröffnet, mit der brasilianischen Band Funk‘n Lata. Deren Heimatland feierte voriges Jahr seinen fünfhundertsten Geburtstag und wurde – oh Jubel – jetzt noch zum fünften Mal Fußballweltmeister.

Und das war schon in Oldenburg abzusehen, denn die brasilianische Spielfreude traf bei wolkenverhangenem Himmel kaum auf Konter beim regenbeschirmten Oldenburger Publikum.

Da regte sich zunächst kein Fuß und keine Hüfte. Riffs und Grooves der Youngsters um Ivo Melleires aber zielten geradewegs auf die Zone der Bier- und Würstchenbuden und schafften es dann doch, auch diese Reserven noch ins Spiel zu bringen. Und zwar mit einer Mischung, die sich frech und respektlos bei allem und jedem bedient: Prince‘s Sexy MF darf ebenso mitspielen wie James Browns funkige Riffs, und das alles stets auf der Basis vielstimmiger Sambatrommeln, Rasseln und Bongos.

Funk‘n Lata, das sind sechszehn junge Musiker, deren rebellischer Sound sie aus einem Sozialprojekt der in den Hügeln von Rio de Janeiro gelegenen Samba-Schule Mangueira zu den Shooting Stars des Karnevals in Rio und damit auf Tourneen nach Europa katapultiert hat. Ivo Melleires hatte mit dem traditionellen Stil der renommierten Sambaschule gebrochen und an sein belächeltes Projekt geglaubt. Er selbst ist Sänger und Frontmann, tobt im brasilianischen WM-Trikot und mit Riesenzylinder auf dem blonden Schopf über die Bühne und heizt der zehnköpfigen Rhythmusgruppe kräftig ein.

Die blondgefärbten Jungen mit Ravermützen setzen frech Ska, Soul, geraden Rock und Hip Hop auf die klassischen Sambalinien, da wird gerappt, und es groovt ungemein. Sogar die Melodielinien klassischer brasilianischer Volksmusiken und weich tönender Bossa swingen mit in diesem sexy Cocktail, dem schnelle, harte Bläsersätze funkelnde Farben verleihen. Mit seinen vielfarbigen Zutaten ist dieser große Beat allerdings auch in Gefahr, ein Gesöff unter vielen zu werden. Es gibt schließlich auch nur einen brasilianischen Fußball. Marijke Gerwin

Das Programm des Oldenburger Kultursommers (bis zum 4. August 50 Mal Musik, Literatur, Theater und Film, die Hälfte davon umsonst und draußen) steht in den „kutipps“ der Donnerstags-taz und jeweils im Tageskalender. Informationen über wetterbedingte Verschiebungen gibt‘s in der Woche ab 15 und samstags ab 12 Uhr unter ☎ (0441) 924 80 10.