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New Kids in the Barrio

Frech kommt weiter: Los Mocosos schicken sich an, mit rotzigem Latin Rock die Nachfolge von Los Lobos zu übernehmen

Los Mocosos spielen heute ab 21 Uhr in der Blue-Nites-Reihe im Tränenpalast, Reichstagsufer 17, Tel. 20 61 00 11

Für den spanischen Ausdruck „Mocoso“ liefert das gelbe Langenscheidt-Wörterbuch die Übersetzungsmöglichkeiten Grünschnabel, Lausebengel und Rotzlöffel. Das hispanische Sextett aus San Francisco, das im Tränenpalast Station macht, nennt sich Los Mocosos – was wohl nichts anderes heißen will, als dass man sich zwar noch als New Kids im heimischen Block versteht, aber nicht in respektvoller Hochachtung hinter Vorbildern wie War, der frühen Santana-Band und Malo zu verstecken gedenkt, die einst das Barrio aufmischten, und auf die man sich ausdrücklich bezieht.

Frech kommt weiter. Doch wer die Frechheit schon im Namen trägt, von dem wird auch erwartet, dass er dieses Versprechen einlöst. Auf ihrem Album „Shades of Brown“ haben Los Mocosos diese Aufgabe mit Bravour bewältigt, ist ihrer brillanten Melange aus Latin-Funk und Chicano-Rock, Ska-Drive und Salsa-Spielereien doch eine Frische eigen, die all jene begeistern dürfte, denen Los Lobos, die aktuell prominentesten Vertreter solcher Mestizo-Musik, in letzter Zeit zu akademisch klangen: Eine rotzige Platte, deren intelligente Songs so munter zwischen den Stilen changieren wie zwischen den Sprachen Spanisch und Englisch oder Party und Politik. Als Nachbarschaftsband der sprichwörtlichen Garage entsprungen, sind Los Mocosos längst über die Grenzen ihres Quartiers hinausgewachsen. Wenn das so weiter geht, müssen sie wohl irgendwann ihren Namen ändern.

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