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Zweisprachigkeit im Senat

PDS widerspricht in zentralen Punkten Bögers Entwurf für ein neues Schulgesetz

Berlin wird vermutlich als erstes Bundesland „nach Pisa“ ein ganz neues Schulgesetz verabschieden. Ob das aber, wie im rot-roten Koalitionsvertrag festgeschrieben, zum August 2003 in Kraft treten kann, ist derzeit noch offen. Denn aus Sicht der PDS haben die Sozialdemokraten nicht genug aus den Ergebnissen der Pisa-Studie gelernt. „Der Gesetzentwurf setzt das Prinzip Auslese fort“, kritisierte gestern ihre schulpolitische Sprecherin, Sieglinde Schaub. Statt Auslese müsse das Fördern der leistungsschwachen Schüler im Vordergrund stehen. Deshalb könne die PDS-Fraktion den jetzt vorliegenden Entwurf nicht mittragen.

Bei der internationalen Schülervergleichsstudie Pisa hatten die deutschen Jugendlichen schlecht abgeschnitten. Die Untersuchung hatte auch belegt, dass in keinem anderen der 32 teilnehmenden OECD-Länder der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft eines Schülers und seinen Leistungen so groß ist wie hierzulande. Besonders klein ist er da, wo alle Kinder lange gemeinsam lernen.

Deshalb ist die PDS dagegen, dass künftig in den Grundschulklassen 5 und 6 die Kinder in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch nach Leistungen in zwei Gruppen getrennt unterrichtet werden. Für Bildungssenator Klaus Böger (SPD) ist diese so genannte äußere Leistungsdifferenzierung aber ein Kernstück seiner Grundschulreform.

Auch beim Umgang mit der Zweisprachigkeit vieler Migrantenkinder ist die PDS anderer Ansicht als der Senator. Weil die Muttersprache wichtig für das Erlernen von Fremdsprachen sei, müsse diese ihren Niederschlag in Schule und Kita finden. „Wir wollen Zweisprachigkeit fördern, wo immer es geht“, so Schaub. Böger dagegen setzt vor allem auf das Deutschlernen.

Die PDS-Abgeordnete will zudem die Rahmenpläne für den Unterricht vollständig umkrempeln. Statt Curricula für unterschiedliche Schulformen soll es nach ihrer Vorstellung nur noch welche für einzelne Klassenstufen geben. Die Lernziele für Achtklässler auf dem Gymnasium und auf der Hauptschule wären also erstmal diesselben. Schaub: „Mir ist klar, dass das Konfliktstoff birgt.“ Außerdem will die PDS die Schuleinzugsgebiete zu lockern, also die Festlegung jener Grundschulen, die für Kinder eines bestimmten Wohnorts zuständig sind. SABINE AM ORDE

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