Urdrüs wahre Kolumne
: Von Erbsensuppe und schwarzen Flecken

„Schmeckt das denn kalt?“

Weserreport auf türkisch mit Bakschisch aus Steuermitteln. Da soll doch mal jemand mit Onkel Schulenberg auf gut kurdisch reden und die Kalkulation noch mal durchgehen.

Abgeordnete und Mitarbeiter des Landtags in Hannover sehen sich einer Offensive von Porno-E-Mail-Versendern ausgesetzt, die auf diese Weise mutmaßlich Null-Hundertneunziger-Nummern installieren. Derlei Attacken auf die Gemeindekasse wurden aus der Bürgerschaft noch nicht bekannt: Traut man Bremen die Zahlung solcher Rechnungen nicht mehr zu oder wollen sich die Nummern-Betreiber nicht mit dem ortsansässigen Callcenter-Boy als dem Paten der Branche anlegen?

Ein Durchreisender lagert samt vollgepacktem Uralt-Fahrrad am Bahnhofsvorplatz und verzehrt eine Erbsensuppe mit Wursteinlage direkt aus der frisch geöffneten Konservendose, was ein nettes kleines Mädchchen an Großmutters Hand zu der Frage veranlasst: „Schmeckt das so kalt?“ Der klischeehaft freundliche Landstreicher bietet spontan einen Löffel voll zum Probieren an, doch Oma zerrt die Kleine in panischem Entsetzen fort: „Los, Anna, wir haben keine Zeit mehr...“ Wir leben in und mit Distanz, gefangen in tausend Vorbehalten. Müssen wir unsere Ängste eigentlich unbedingt noch vererben?

Bißchen blöd ist die Bremer CDU ja nun doch: Vorm Rotwerden im Urlaub hat ja nun wirklich kein Mensch auch nur ein bißchen Angst, wie die Vielzahl getönter Pavianärsche in Freibädern und Strandburgen belegen. Wo aber schwarze Flecken wuchern, herrscht das Entsetzen: Diese Plakat-Kampagne würde ich als Eckhoff in jedem Falle noch mal im Licht der Goethe‘schen Farblehre überdenken lassen.

Im Warteraum eines auf Busreisen nach Osteuropa spezialisierten Reisebüros in Bahnhofsnähe zeigen sich einige vermutlich aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion stammenden Touristen ihre Bremen-Souvenirs, vom Messerblock über diverse Elektrogeräte bis hin zu einem Bauchtrainer aus der Fernsehwerbung, wie sie derzeit in den Sonderpostenmärkten für ein paar Euro ver-ramscht werden. Besonderes Hallo löst allerdings nur ein aufziehbarer Spielzeug- Penis aus, der immer wieder hoppelnd über den Tisch geschickt wird, bis er schließlich seinen mechanisch-unsauberen Geist aufgibt und regungslos darniederliegt. Wütend registrieren und kommentieren die Söhne von Mütterchen Rußland dieses Versagen: Ein Fall von Schwanzsteuerung, der sie hoffentlich an der Konsumgesellschaft zweifeln lässt. Übrigens eine gute Gelegenheit, empfehlend auf den alten Dieter-Duhm-Klassiker „Warenstruktur und zerstörte Zwischenmenschlichkeit“ hinzuweisen, von dem allerdings noch keine russische Ausgabe vorliegt.

In der aktuell immer noch etwas größeren anderen Tageszeitung am Ort suchen diverse Bremer Plünnenhäuser in Verbindung mit dem Delmenhorster Modeunternehmen Lucia unter dem Motto „Klasse haben“ per farbiger Großanzeige nach der „Klassefrau 2002“, die dafür mit 5000 Euro honoriert werden soll. Klasse. Rasse. Klingt das nicht ziemlich eklig? Alternativ dazu lobe ich ein Bier im Stehen für Frauen mit entwickeltem Klassenbewusstsein in einer Kneipe nach eigener Wahl aus! Vorschläge (auch Selbstbewerbungen) werden freudig entgegengenommen von

Ulrich
„Backbord“ Reineking