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Skaterbahn vor dem Aus

Wegen der Lärmbelästigung wollen Behörden die einst bezuschusste Skater-Anlage am Vegesacker Hafen stilllegen. Müssen Jugendliche für eine Fehlplanung büßen?

Die Tage der Skaterbahn am Vegesacker Hafen sind gezählt. Wegen „erheblicher Überschreitung der Lärmgrenzwerte“ leitet das Bauamt Bremen-Nord heute die Stilllegung eines der erfolgreichsten Jugend-Freizeit-Projekte in Bremen-Nord ein. Alwin Schüttel vom Lüssumer TV, der die Anlage seit ihrer Inbetriebnahme vor zwei Jahren betreut und unterhält, ist konsterniert: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Jugendlichen.“

Eigentlich ist die knapp 26 Meter lange Skater-Attraktion mit Wellenbahn, Jumpbox, Quart- und Doppelmini-Pipe, genau gegenüber der Großbaustelle Haaven Höövt gelegen, in der von Jugendarbeitslosigkeit und sozialen Problemen geprägten Freizeitwüste Bremen-Nord ein Musterprojekt: Jugendliche selbst brachten die Idee auf und stellten Entwürfe und Modelle „ihrer“ Skaterbahn öffentlich vor, gemeinsam mit dem Bauamt Bremen-Nord entstanden dann die Baupläne. In Absprache mit den Behörden wurde auch der zentrale Standort festgelegt, für den der TÜV nach einem Lärmgutachten grünes Licht gab. Der Beirat, die Stiftung Wohnliche Stadt und das Sozialressort machten knapp 40.000 Euro für die Rampe locker. „Da hat man versucht, gemeinsam mit den Jugendlichen was auf die Beine zu stellen“, sagt Schüttel.

Jetzt soll der beliebten Anlage wegen Anwohnerbeschwerden die Betriebsgenehmigung entzogen werden. Bei einer Wochenend-Messung des Gewerbeaufsichtsamtes an einem gerade mal 30 Meter entfernten Wohnhaus war der zulässige Lärmgrenzwert in der Mittagspause entgegen den Aussagen des TÜV bis zum Fünffachen überschritten. „Wir haben schon vor zwei Jahren gesagt, dass der Standort ungeeignet ist“, sagt Lärmmesser Lutz Ebel: „Aber unser Veto wurde ignoriert.“

„Wenn das jetzt dichtgemacht wird“, warnt hingegen Anette Klasing vom Lidice-Haus, „dann gibt es für Kinder und Jugendliche hier einfach nichts mehr.“ 500 Unterschriften für den Erhalt der beliebten Anlage haben die SkaterInnen innerhalb von vier Tagen gesammelt, der Beirat stellte Mitte Juni 5.000 Euro für Lärmschutzmaßnahmen zur Verfügung. Ebel hält allerdings nur eine Verlegung der Anlage für erfolgsversprechend. Alternativstandorte, so heißt es, würden geprüft. Für Klasing ist klar: „Die Skater-Kids von der Grohner Düne sollen weg vom schicken Hafenzentrum.“ sim

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