piwik no script img

Lokalkoloratur

Der Mann schaut nach oben, nach rechts oben. Sein Blick schweift in die Ferne. Zieht da eine Möwe ihre Kreise oder eine Taube? Auf der Stirn zeichnen sich Sorgenfalten ab. Kommt da was angeflogen von dem Vogel? Nein, aus dem Gesicht spricht Zuversicht. Da denkt jemand an etwas Schönes. Das muss ein Liebender sein. Ja, ganz sicher: Marcus Weinberg, 34 Jahre jung, ledig und als CDU-Kandidat für den Bundestag in Altona flächendeckend plakatiert, träumt vom Rendezvous mit einer Parteifreundin. Einer, mit der sich der Gemeinschaftskundelehrer und Ex-Soldat mal so richtig über sein Lieblingsthema austauschen kann, die Jugendpolitik. Spontan hat er sie eingeladen, ließ er die Presse wissen: die junge, die kompetente Katherina Reiche, die jetzt so gut mit dem Kanzlerkandidaten kann. Leider hat sie noch nicht ja gesagt – aber doch nur, weil sich gerade so viele mit ihr treffen wollen. Aber Moment: Womöglich ist Weinberg gar kein Liebender, sondern ein Pragmatiker. Vom Bürgermeister lernen, heißt siegen lernen, denkt er sich. Hat das nicht schon mal geklappt mit Wahlplakaten in George-Orwell-Grau und dem Blick nach oben? Okay, Ole von Beust guckte strenger, aber auch so, Herr Weinberg: 26 Prozent sind zu schaffen – bei diesem Plakat. MAW

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen