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Türkischer Regierungschef wird ausgezählt

Sechs Minister und 32 Abgeordnete kündigen Premier Ecevit die Gefolgschaft auf. Noch weigert sich der zurückzutreten. Neuwahlen wahrscheinlich

ANKARA dpa/rtr/taz ■ Die türkische Regierung steht vor dem Aus: Nachdem am Montag bereits Vizeregierungschef Hüsamettin Özkan und Kultusminister Istemihan Talay sowie die Staatsminister Recep Önal und Mustafa Yilmaz zurückgetreten waren, kündigten gestern auch Erziehungsminister Metin Bostancioglu und der Staatsminister Hasan Gemici den Verzicht auf ihre Ämter an. Letztere begründeten dies mit der Führungslosigkeit im Kabinett wegen der schweren Parkinson-Erkrankung von Ministerpräsident Bülent Ecevit (78). Dieser ist seit Mai arbeitsunfähig. Außerdem verließen bis zum Dienstag 32 Abgeordnete Ecevits Demokratische Partei der Linken (DSP), die im Parlament jetzt nur noch über 96 von 550 Sitzen verfügt.

Stärkste Fraktion ist damit jetzt Ecevits Koalitionspartner, die rechtsgerichtete Partei der Nationalen Bewegung (MHP) des Vizeministerpräsidenten Devlet Bahceli. Dieser hatte am Sonntag vorgezogene Wahlen für Anfang November gefordert. Er hatte dies mit Ungewissheiten in der Regierung und den sich daraus ergebenden negativen Auswirkungen auf die mit einer Rezession kämpfende türkische Wirtschaft begründet.

Ecevit ernannte gestern drei neue Minister, abtreten wollte er jedoch noch nicht. Die Oppositionspolitikerin Tansu Ciller von der Partei des Rechten Weges (DYP) sagte nach einem Gespräch mit Ecevit, er habe eingeräumt, dass es Probleme mit der Fortsetzung der Regierung gebe. Er sei aber noch nicht so weit, dass er zurücktrete.

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