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Alles einpacken!

Die Kultursenatorin lud ein: Christo und Jeanne-Claude wollen Hamburgs Baugut begutachten. Eine Glosse

Das ist aber schön, mensch. Dass wir endlich mal Künstler von Weltrang hier in unserer Stadt empfangen dürfen. Man hatte ja schon fast vergessen, wie so ein Künstlerhirn tickt vor lauter Kulturverfall; schlimmer ist‘s besitmmt auch gegen Ende des Neuen Reichs damals in Ägypten nicht gewesen.

Was, Sie wissen nicht, wann das war? Schon wieder ertappt bei der Niveaulosigkeit, die auch die Kultursenatorin der Stadt derzeit vehement bescheinigt. Und deshalb – ist doch Ehrensache! – muss dem sofort abgeholfen werden. Denn nicht Worte, nein, Taten zählen, wenn es um die Alphabetisierung unserer Stadt geht.

Das heißt – zunächst einmal winken nur starke Bilder und eine keineswegs neue Künstlerkonstellation: Christo und Jeanne-Claude werden nämlich am 28. August unsere liebe Stadt besuchen. Sie seien bereits während eines Besuchs anno 1993 von Hamburg stark beeindrucktgewesen, hört man seitens der Kulturbehörde – so sehr, dass sie seither vermutlich täglich darüber nachgesonnen haben, welches der vielen schönen Gebäude man denn verpacken könnte. Das Rathaus vielleicht? Zu vordergründig politisch und außerdem arg unfreundlich gegenüber der Gastgeberin. Den Bahnhof? Schon besser, könnte man doch gleich Dealer und Junkies mitverpacken – ach so, die residieren aufgrund der Klassik-Beschallung ja gar nicht mehr dort. Bliebe vielleicht noch die Galerie der Gegenwart – obwohl Verpacken hier auch nicht viel hülfe: Den bundesweit sprießenden Ungers-Kubus würde man allemal noch erkennen.

Schwierig, schwierig wird die Auwahl, und fast möchte man dem Künstlerpaar, von dessen Reichstags-Verpackung wir alle noch unser silbriges Fetzchen Tuchs im Nachtkästchen bergen, raten, es mal mit beweglichem Gut zu versuchen. Warum nicht die Fontäne verpacken? Oder einen fahrenden Zug, um echten Mut zu beweisen? Einen Elefanten im Zoo – mal sehen, wie lange der still hält und ob man den auf Giraffenformat getrimmt bekommt?

Oder vielleicht gleich die ganze Hafencity-Baustelle, am liebsten in „Tor zur Welt“-Format, damit das Fußvolk endlich begreift, dass mit „weltoffen“ natürlich nicht wir Nörgelwinzlinge gemeint sind. Sondern einzigund allein die da oben. Repräsentiert durchs wahlweise gülden oder silbern schillernde, adrett-bonbonartige Geschenkpapier.

Petra Schellen

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