: Analysequatsch
Schill findet große Koalition im Bund schädlich. Hamburgs SPD nennt Gerücht um Schill-Überläufer Quatsch
Hamburgs Zweiter Bürgermeister Ronald Schill ist politisch gereift, die diagnostische Schärfe seiner Analyse wächst. Weshalb zu vermelden ist, dass der Mann, der sich als Spitzen- und Bundesinnenministerkandidat seiner Partei zu profilieren gedenkt, was Zutreffendes gesagt hat. Eine große Koalition nach der Bundestagswahl sei „schädlich für Deutschland“, erklärte Schill gestern. Damit hat er, kein Zweifel, Recht. Dass er trotzdem bisweilen noch zu kurz denkt, offenbarte er mit der Einschätzung, Stoiber-Schill im Bund hingegen sei nicht schädlich.
Amüsiert zeigte sich gestern die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion über Gerüchte, mehrere Schill-Abgeordnete würden einen Übertritt zu den Sozialdemokraten nicht ausschließen. Das hatte gestern die Welt behauptet, ohne auch nur ansatzweise Belege für diese Behauptung anzuführen. Grund sei „dem Vernehmen nach“, so orakelte das Springer-Blatt, „eine wachsende Unzufriedenheit einiger Schill-Parlamentarier mit ihrer Rolle in der Fraktion“.
Nach dem Putsch vor zwei Wochen gegen Schills Lebensgefährtin Katrin Freund, die als Geschäftsführerin der Fraktion abgesetzt wurde, müsste es sich bei den Enttäuschten folglich um die wackersten Mitstreiter des Parteigründers im Fraktions- und Landesvorstand handeln.
SPD-Fraktionssprecher Ivo Banek hat für „diese Ente im Sommerloch“ nur zwei Worte übrig: „Völliger Quatsch“. SMV
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