: Airbus kriegt, was Airbus wünscht
Erneuter Ausbau der Start- und Landebahn in Finkenwerder ist beschlossene Sache. Offiziell entscheidet der Senat Ende August über den Wunsch des Konzerns. Wirtschaftsbehörde sehr zufrieden mit den bisherigen Arbeiten: Voll im Zeit- und Kostenplan
von SVEN-MICHAEL VEIT
Die erneute Verlängerung der Start- und Landebahn im Airbus-Werk Finkenwerder wird bald offiziell beschlossen. Für Ende August kündigte Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) gestern vor Journalisten eine entsprechende Entscheidung des Senats an. Dass diese positiv ausfallen werde, daran hat der Senator keine Zweifel. Er erinnerte an eine entsprechende „politische Zusage“ seines Amtsvorgängers Thomas Mirow (SPD) an Airbus vom 28. September 1999: „Die ist für uns verbindlich.“
Seinerzeit hatte der rot-grüne Senat einen nochmaligen Ausbau der Werkspiste für den Riesen-Jet A380 zugesagt, falls Airbus dies wünsche. Am 4. Juni diesen Jahres wünschte Airbus: Der größte Luftfahrtkonzern Europas beantragte eine Verlängerung der Werkspiste um 589 Meter nach Südwesten auf dann 3273 Meter Gesamtlänge. Sie würde bis in das Obstbauerndorf Neuenfelde hineinreichen. Dieses müsste zum großen Teil eingeebnet werden, die betroffenen BewohnerInnen müssten umgesiedelt werden (taz berichtete).
Volles Vertrauen hat der Senator in die Arbeitsplatz-Prognosen von Airbus: „Ich zweifle nicht an den Zusagen des Unternehmens, 2000 direkte Arbeitsplätze in Finkenwerder zu schaffen“, bekräftigte Uldall. Hinzu kämen weitere 2000 indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern. Eine „rechtlich verbindliche und einklagbare Arbeitsplatzgarantie“, räumte er auf Nachfragen ein, liege jedoch nicht vor: „Dies kann man von einem Unternehmen auch nicht verlangen.“ Er sehe aber „keinerlei Gefährdung dieses Arbeitsplatzzieles“.
Die Frage der verbindlichen Schaffung von bis zu 4000 „zusätzlichen“ Jobs spielt eine gewichtige Rolle in den ausstehenden Gerichtsverfahren (siehe Kasten unten) um die Gültigkeit des Planfestellungsbeschlusses vom 8. Mai 2000 für die erste Stufe der Werkserweiterung.
Diese werde wie vorgesehen bis Mitte 2005 fertig gestellt sein, erklärte Hartmut Wegener, Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft Finkenwerder: „Wir sind voll im Zeitplan, haben die Kosten voll im Griff, und technische Unwägbarkeiten gibt es nicht“, verkündete Wegener zu Uldalls Zufriedenheit. Etwa 100 von 170 Hektar Fläche wurden dem Mühlenberger Loch bereits abgerungen, der Bau der ersten Werkshalle hat begonnen. Demnächst starte die Errichtung „des Brückenkopfes“ an der Rüschhalbinsel, kündigte Wegener an.
Die Realisierungsgesellschaft, eine Tarnfirma der Wirtschaftsbehörde, führt die Bauarbeiten für Airbus auf Kosten der Stadt durch. Für etwa 665 Millionen Euro wird eine Teilfläche des Elbebiotops Mühlenberger Loch in erschlossenes Bauland für den Flugzeugkonzern verwandelt. Die Werkspiste wird um 363 auf 2684 Meter verlängert, davon um 313 Meter nach Norden in den Hauptstrom der Elbe hinein.
Eine erneute Verlängerung, welche Airbus nun ermöglicht werden soll, kann deshalb nur nach Südwesten erfolgen. Dafür ist ein gesondertes Planfeststellungsverfahren erforderlich, das wiederum Gegenstand langwieriger Gerichtsverfahren werden dürfte. Uldall ist „sehr optimistisch“, dass der Werksausbau juristisch nicht gestoppt wird. Anderenfalls dürfte sich Hamburg „auf Jahrzehnte hinaus“ bei internationalen Investoren nicht mehr blicken lassen. Das wäre, schwant ihm Böses, „der wirtschaftspolitische GAU“.
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