: Mediziner verfehlen Sparziel
Mehr Arznei verschrieben als vereinbart. Kassen fürchten neuen Druck auf Beiträge
BERLIN dpa ■ Das Arznei-Sparpaket von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) dämpft die Ausgaben bisher weit weniger als erhofft. Die Krankenkassen fürchten bereits zum Jahreswechsel neuen Druck auf die Beiträge. Die Ärzte würden das mit den Kassen vereinbarte Ziel verfehlen, die Ausgaben 2002 um 5 Prozent oder knapp eine Milliarde Euro zu senken, räumte der Vizechef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Leonhard Hansen, gestern ein. Vielmehr würden die Ausgaben voraussichtlich um bis zu 5 Prozent steigen. Hansen forderte, Patienten sollten für teure Mittel massiv zuzahlen, wenn es eine preiswerte Alternative gebe.
Unterdessen kündigte der als Unions-Sozialminister gehandelte Horst Seehofer (CSU) in der Ärzte-Zeitung an, die Union werde bei einem Wahlsieg die Ausgabenbudgets für Arzthonorare und Kliniken aufheben. Mehrkosten müssten über Einsparungen, Beitragserhöhungen, Steuern oder mehr Selbstbeteiligung der Patienten finanziert werden. Schmidt hatte bereits die Ausgabenbudgets für Arzneien aufgehoben. Als Folge schnellten die Arzneiausgaben 2001 um 11,2 Prozent in die Höhe und rissen ein Milliardenloch in die Finanzen der Krankenkassen. Trotz hohen Ausgangsniveaus stiegen die Arzneiausgaben bis Ende Mai 2002 weiter um 4,6 Prozent an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen