: Vom Vollrausch zum Leergut
Ein Reigen
Seht ihn, den Leergut-Träger: Mit untern Arm geklemmten Plastiktüteneilt er zu seinem Kraftfahrzeug. Es ist recht früh am Morgen. In seinem Kopf, noch immer, wabern, weinbefeuert, Mythen: zett be der Traum von einem Leben ohne Frühaufstehenmüssen, vulgo: ohne Sorgen.
Er weiß: Der Traum ist aus und tschüssi. So hässlich wie das Wort Realität will ihm der Morgen, der im Gegensatz zu ihm noch jung ist, jetzt erscheinen. Er fühlt sich wie ein Rasenmäher, der statt Rasen bloß die Eigenseele mäht. So ist das, wenn man „Herz“ und „Liebe“ sagt, statt herz- und lieblich sich an schönen Beinen
und allem, was auch sonst erfreulich ist, unschuldig-schuldig zu erfreuen. Und dort DAS GLÜCK zu suchen, nicht mutlos irgend-wie-wo-suppige: BE-ZIE-HUNG. Er fährt das Leergut ab, lacht höhnisch schmaddrig über Lotto-Wetter auf dem Weg zur letzten Ziehung. Und ist doch neidisch auf ihr bissschen Hoffnung. Lädt zäh die Flaschen in den Kofferraum, die neuen.
Mitbürger, Römer, Menschheit, alle – nehmt den letzten Schluck noch mit: Vom Vollrausch bis zum Leergut, glaubt mir, ist es nur ein kleiner Schritt.
Wiglaf Droste
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