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Gemeinsinnig flanieren

30 Hamburger Prominente wollen heute ihren Obulus für die Neugestaltung des Jungfernstiegs entrichten. Zeit- und Kostenplan wird vorgestellt

Heute klingelt es in der Kasse. „Etwa 30 namhafte Persönlichkeiten“ der Hansestadt wollen es sich etwas kosten lassen, den Jungfernstieg neu zu gestalten. Am Vormittag wollen sie im Alsterpavillon erstmals vor die Öffentlichkeit treten. Bis dahin werden ihre Identitäten sorgsam gehütet von der „Stiftung Lebendige Stadt“. Deren Vorstand Andreas Mattner wird zusammen mit Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) die Förderer und die Details der Neuplanung präsentieren.

Diese sieht eine größzügige offene Sitztreppe auf der gesamten Länge des Jungfernstiegs vor, um dem Menschen – so der Leitgedanke – wieder zu ermöglichen, „die Alster zu sehen und an der Alster zu sitzen“. Dafür sollen bis spätestens 2005 zwei der 70-er Jahre Pavillons abgerissen werden, die Wasserseite wird neu begrünt und die Promenierfläche um etwa fünf Meter verbreitert. So könne der einstige „Prachtboulevard“ wieder zur „Flaniermeile der Hansestadt“ werden, hatten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) geschwärmt, als er am vorvorigen Freitag den Entwurf der Architekten Poitiers und WES+Partner im Rathaus vorstellte (taz berichtete).

Finanziert hatte diesen Wettbewerb die „Stiftung Lebendige Stadt“ des Versandhaus-Gründers Werner Otto. Auch die zwischen „fünf und zehn Millionen Euro teure“ bauliche Umsetzung würde von Mäzenen bezahlt werden, hatte Stiftungsvorstand Mattner angekündigt: „Dafür ist jetzt Gemeinsinn gefragt.“

Zusammen mit Mettbach will der nebenberufliche CDU-Bürgerschaftsabgeordnete nun die konkreten Zeit- und Kostenpläne für „die Verschönerung“ des Jungfernstiegs vorstellen. Und zugleich die prominenten Hansestädter präsentieren, die dafür in ihre eigenen Taschen zu greifen gedenken. Gegen Spendenquittung, versteht sich.

SVEN-MICHAEL VEIT

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