: Abschiebe-Feuer
Aus Protest gegen die Lufthansa-Beteiligung an Abschiebungen wurden Busse abgefackelt
Eine „Autonome Zelle in Gedenken an Ulrike Meinhof“ hat in der Nacht zu Mittwoch in Lokstedt zwei Kleinbusse der Deutschen Lufthansa in Brand gesetzt. Mit dem Anschlag wollten die AttentäterInnen auf die Beteiligung der Fluglinie an der Abschiebung abgelehnter AsylbewerberInnen hinweisen. Rund die Hälfte der im vorigen Jahr durchgeführten 42.000 Abschiebungen aus der Bundesrepublik seien mit Maschinen der Lufthansa erfolgt, heißt es in dem Bekennerschreiben, das gestern bei der taz einging.
Eines der beiden angezündeten Fahrzeuge ist nach Polizeiangaben vollständig ausgebrannt. Die beiden Busse standen auf einem Firmengelände in der Papenreye und sollen zur Belieferung von Lufthansa eingesetzt worden sein. Die Airline, heißt es in dem Bekennerbrief, betreibe mit der Abschiebung von Flüchtlingen ein „dreckiges Geschäft“.
Die Fluchtgründe, die diese Menschen nach Deutschland geführt haben, seien „das Endprodukt des scheinbar perfekt funktionierenden transkontinentalen globalisierten Finanzkapitals“. Das bewirke, dass 85 Prozent der Menschheit in Armut lebe, dass laut der Vereinten Nationen (UN) weltweit 100 Millionen Menschen ohne Obdach seien und weitere 1,2 Milliarden nicht einmal Zugang zu Trinkwasser hätten. Für diejenigen, die aus ihren Ländern in die „grenzenlose Freiheit“ fliehen, beginne eine endlose Odyssee, die „meistens in der Illegalität oder dem Abschiebegefängnis endet“, so das Schreiben.
Gegen die Beteiligung der Lufthansa an der Abschiebung von Flüchtlingen hatte es in den vergangenen Monaten im ganzen Bundesgebiet zahlreiche Aktionen und auch Anschläge gegeben. Vorigen Juni hatten sogar weltweit 1,2 Millionen Menschen online gegen die Fluglinie demonstriert. In Hamburg hatten im März 2000 unbekannte AttentäterInnen das Wohnhaus von Lufthansa-Chef Jürgen Weber mit Farbbeuteln verunziert. Zugleich wurde in St. Pauli der Bus eines Unternehmers in Brand gesetzt, der für die Lufthansa tätig war. ELKE SPANNER
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