piwik no script img

Ausklang mit zünft‘ger Blasmusik

Letzte Phase des Projekts „Außendienst“ beginnt: Vier Busse mit schnittigen „Kunst schmeckt“-Beschriftungen getauft und eingeweiht. Ex-Projektleiter Könneke wirft der Kulturbehörde langsam wachsende „Nulltoleranz“ vor

Für die von der Kultursenatorin stets geforderte Popularität sorgte die Blasmusik der Freiwilligen Feuerwehr Möhnsen, als gestern vor den Deichtorhallen vier Busse der Hamburger Hochbahn AG für ihren Kunsteinsatz eingeweiht wurden. „Kunst schmeckt“ und „Kunst macht stark“ steht da geschrieben, und Eingeweihte wissen, dass es der thailändische Künstler Rirkrit Tiravanija ist, der da einen Schokoladenhasen hochhält. Auf einem anderen Bus ist die Performance-Künstlerin Marina Abramovic abgebildet, die einen Fotografen der sponsernden Werbeagentur schultert.

Die Werbeaktion, in der Künstler die Kunst anpreisen, ist eine Idee der Venezianerin Monica Bonvicini. Ihre Aktion „Werbung statt Kunst“ ist die letzte der sechzehn seit 2000 im Rahmen von Außendienst realisierten Arbeiten im öffentlichen Raum. Die Bustaufe war zugleich offizieller Abschluss des Projekts, das jetzt auch in einem Buch dokumentiert ist.

Inzwischen sind mit Fiona Tan, Jens Haaning, Manfred Pernice und Christoph Schäfer vier der von Außendienst ausgewählten Künstler auch auf der Documenta 11 vertreten, der ehemalige Kurator Stephan Schmidt-Wulfen ist „amtführender Rektor“ der Wiener Akademie, und der ehemalige Projektleiter Achim Könneke stellvertretender Kulturamtsleiter in Stuttgart. Er analysierte die aktuelle Außenwirkung Hamburgs schonungslos: Ihm scheine, die „Nulltoleranz“ des Innensenators präge allmählich auch die hiesige Kulturpolitik: „Ich glaube, dass so erfolgreiche Projekte wie Außendienst und artgenda in Zukunft hier nicht mehr möglich sein werden.“ Für den von der Kultursenatorin eingeklagten „Glanz“ habe das Programm für Kunst im öffentlichen Raum jahrelang gesorgt und die Stadt Hamburg mit Attraktivität, Internationalität und Toleranz verbunden. Könneke: „Wer das zerstört, ist dumm.“ Hajo Schiff

Außendienst – Kunstprojekte in öffentlichen Räumen Hamburgs. Freiburg: modo-Verlag, 456 S., 40 Euro

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen